
Die Stadt hat diese Woche die Einwohnerzahlen präsentiert. Die 120’000er-Grenze ist geknackt. Halleluja! 120’222 sollen es Ende 2022 gewesen sein. Jetzt, Anfang März, waren es vielleicht schon 122’222, so rasant, wie die Boomtown wächst.
Vielleicht sind es aber doch nur unspektakuläre 118’600, immerhin 3622 Personen weniger. Einmal Elsau. Dann nämlich, wenn man beim Statistischen Amt des Kantons glauben würde. Dort rechnet man Wochenaufenthalter oder Asylsuchende nicht dazu, anders als bei der Stadt.
Glaube nur einer Statistik, die du nicht selber gefälscht hast? Oder einfach ein smarter Zug der Smart City Winterthur? Letzteres, findet der Stadtverbesserer. Man darf sich als kleinste Grossstadt ruhig ein bisschen aufplustern, um «magische Grenzen» zu sprengen. Mit einem Standortmarketing, das mutig mit Schnapszahlen – prooost! – jongliert.
Stadt der sieben Hügel? Stadt der 77 Hügel! Stinkberg und Strassenschwellen mitgezählt. Von überall in 10 Minuten im Grünen? In 222 Sekunden! Wenn man sich ein bisschen sputet. Oder mit dem E-Trottinett beinahe zu Fuss geht. Oder: Die sicherste Grossstadt der Schweiz? Der Welt! Soll jemand erst einmal das Gegenteil beweisen.
Dass das Team Standortmarketing mutige Kampagnen kann, hat es längst bewiesen. Der Stadtverbesserer erinnert sich gerne an die 100’000. Winterthurerin zurück. An die Frau, die Winterthur zur Grossstadt gemacht hat. Eine gebürtige Pariserin, die dem Ruf der Liebe gefolgt war. Die es von Cannes an der Côte d’Azur an die Grenzstrasse in Töss gezogen hat.
Zu gut, um wahr zu sein? Ach, was. Grossartig! Note 6 fürs Storytelling! Hier scheinen sich Standortmarketing und Einwohneramt perfekt ergänzt zu haben. Synergien optimal genutzt!
Wer, fragt sich der Stadtverbesserer trotzdem, war wohl der 99’999. Zugezogene? Arsim Prifti, Autolackierer aus Sirnach TG? Und die 101’000. Winterthurerin? Barbara Böbele, Servicefachfrau aus Gaggenau bei Baden-Baden? Oder doch Noah Meili aus Neftenbach, 20 Jahre alt, frisch ab KV bei der Axa. Endlich flügge und ab in die Stadt?
Möglich wärs. Sogar wahrscheinlicher. Alle, findet der Stadtverbesserer, sind willkommen und gehören zu einer echten Grossstadt. Einer Stadt, die aktuell den Fussballmeister stellt und mehr Sonnentage zählt als die ganze Côte d’Azur zusammen.
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Kolumne Stadtverbesserer – 122’222 Winterthurerinnen. Jetzt!
Wie gross ist die Stadt wirklich? Und wie grossartig? Schräubeln, biegen und träumen erlaubt, findet der Stadtverbesserer.