Auch bei Zigaretten ein Hochpreisland
Wegen des starken Schweizer Frankens sind Zigaretten in Deutschland günstiger zu haben als in der Schweiz. Während sich der legale Eigenimport in geringen Mengen lohnt, bleibt die Preisdifferenz für Schmugglerbanden wohl auch in Zukunft zu gering.
Noch vor einigen Jahren kosteten Zigaretten in Deutschland spürbar mehr als in der Schweiz. So betrug im Jahr 2007 gemäss den Zahlen der Schweizer Oberzolldirektion der Preis für ein Päckchen Zigaretten der meistverkauften Preisklasse in der Schweiz 6.40 Fr. In Deutschland betrug der Preis rund 7.50 Fr. (der Kurs des Euros zum Franken bewegte sich damals noch zwischen 1.60 und 1.65 Franken). Heute, bei einem Euro-Kurs von ca. 1.22 Franken und nach Erhöhungen der Tabaksteuer in beiden Ländern, ist die Situation anders. 7.90 Fr. kostet ein Päckchen Zigaretten der meistverkauften Preisklasse in der Schweiz mittlerweile, während der Preis in Deutschland bei etwa 6.10 Fr. liegt. Zu berücksichtigen ist dabei, dass in deutschen Zigarettenpäckchen nur 19 Glimmstängel enthalten sind, während es in der Schweiz 20 sind. 20 Zigaretten kosten in Deutschland somit etwa 6.40 Fr. Mehrwertsteuer und Franken Zieht man davon die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent ab und rechnet den Betrag (zum aktuellen Kurs von 1.22) in Franken um, ergibt dies rund 5.20 Franken pro Päckchen, was einer Preisdifferenz von 21,5 Prozent oder knapp 20 Franken pro Stange entspricht. Weil Erwachsene 200 Zigaretten zollfrei in die Schweiz einführen dürfen, wird keine Schweizer Mehrwertsteuer fällig. Die verzollte Einfuhr von mehr als 200 Zigaretten wiederum rechnet sich nicht. Ein Ausflug nach Deutschland, nur um Zigaretten einzukaufen, macht daher je nach Länge des Anfahrtswegs finanziell keinen Sinn. Weniger Steuereinnahmen Das Absacken des Euros bis zur Parität mit dem Schweizer Franken hat den Einkaufstourismus im vergangenen Jahr beflügelt, was sich auch im Tabakbereich in den Statistiken niedergeschlagen hat. Laut Michael Bigler, dem stellvertretenden Leiter der Sektion Tabak- und Bierbesteuerung bei der Oberzolldirektion des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD), sinkt die Anzahl der verkauften Zigaretten in der Schweiz im Durchschnitt um rund 2 Prozent pro Jahr. Für letztes Jahr weist die Statistik aber ein Minus von satten 4,2 Prozent aus, die Einnahmen aus der Tabaksteuer sanken gar um über 6 Prozent. Dies dürfte mit ein Grund sein, weshalb der Bundesrat kürzlich eine Erhöhung der Tabaksteuer auf Zigaretten beschlossen hat. «Bei höheren Preisdifferenzen ist der Anreiz natürlich grösser, auch einmal etwas zu viel mit über die Grenze zu nehmen», sagt Michael Bigler. Insgesamt, also nicht nur im Bereich Tabak, sind 2011 fast 20 000 Schmuggelfälle im Reiseverkehr aufgedeckt worden. Dies entspricht einer Zunahme von rund einem Drittel im Vergleich zu 2010. «Zigarettenschmuggel im grossen Stil gibt es bei uns zum Glück nicht», sagt Bigler. Dies dürfte auch damit zu tun haben, dass der grösste Teil der Preisdifferenz zwischen der Schweiz und Deutschland auf die deutsche Mehrwertsteuer zurückzuführen ist – und die können sich Schmuggler ja nicht zurückerstatten lassen. Schmuggel im ganz grossen Stil findet beispielsweise nach Deutschland statt. Im benachbarten Polen und in der Ukraine sind Zigaretten so viel günstiger erhältlich, dass professionelle Banden schon längst aktiv geworden sind. Aber auch ganz legal lässt sich von der Preisdifferenz ordentlich profitieren: Bis zu 800 Zigaretten dürfen beispielsweise aus Polen nach Deutschland zollfrei eingeführt werden. Neue Preiserhöhungen Trotz einer weiteren Erhöhung der Tabaksteuer ist in der Schweiz auch zukünftig nicht mit professionellem Zigarettenschmuggel zu rechnen. Denn Deutschland erhöht nächstes Jahr ebenfalls die Steuern auf Zigaretten. Während die Steuererhöhung in der Schweiz zu einer Preiserhöhung von 10 Rappen pro Schachtel führen wird, werden die Preise in Deutschland um etwa 10 Cent (rund 12 Rappen) erhöht. In der Schweiz rechnet der Bund durch die Erhöhung mit Mehreinnahmen von rund 50 Millionen Franken jährlich.
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