Beat Kunz im Podcast«Auch ein Baum hat das Recht zu sterben»
Beat Kunz ist Baum-Fan. Der Leiter Stadtgrün versteht es deshalb gut, dass Menschen emotional reagieren, wenn ein Baum gefällt wird.

Die Frage wird nun langsam, aber sicher aufkommen: Christbaum oder nicht? Und wenn ja, was für einer? Beat Kunz, Leiter Stadtgrün der Stadt Winterthur, weiss aus eigener Erfahrung, dass die Auswahl des Christbaums zu grossem Familienzwist führen kann. Zu Studienzeiten hat er unter der Woche geholzt und am Wochenende Christbäume verkauft. «Da braucht es viel Fingerspitzengefühl bei der Beratung», sagt er im Podcast «Dialogplatz». Er selber wählt in der Regel eine Nordmanntanne, die jeweils bis zu 2,40 Meter hoch ist. Hören Sie das ganze Gespräch hier:
1997 hat Beat Kunz als Stadtforstmeister bei der Stadt zu arbeiten begonnen. Er ist studierter Forstingenieur und bezeichnet sich selber als «Baum-Fan». Im Gespräch verrät er, was sein Lieblingsbaum ist: die Douglasie. «Das ist ein Exot», sagt er. Der Nadelbaum stammt aus dem Nordwesten der USA, wächst extrem schnell und kann sich tief verwurzeln. «In Winterthur haben wir einige sehr schöne Exemplare.»
Kunz verrät im Gespräch, dass er eine emotionale Verbindung zu allen Bäumen habe. Es könne gut sein, dass es ein Förster auch bedaure, wenn er einen Baum fällen muss. Früher habe es vor Baumfällungen einen Moment der Andacht gegeben – aus Ehrfurcht vor dem Baum. Gleichzeitig sei Holz auch ein Produkt.
Verständnis für heftige Reaktionen
Wenn Leute dort Grabkerzen hinstellen, wo ein Baum gefällt wurde, hat Kunz Verständnis. Stadtgrün setze sich für Bäume ein. «Wir wollen Bäume so lange erhalten, wie es geht, und fällen sie nur, wenn es notwendig ist.» Dennoch sei es auch wichtig, etwa einen Wald zu verjüngen. Nur so könne es in 100 Jahren wieder alte Bäume geben. Bäume seien Lebewesen, und diese hätten auch das Recht zu sterben.
Die Bedeutung des Waldes habe sich im Lauf der Zeit verändert. Früher war dieser sogar eine Kapitalanlage. Auch in Winterthur habe der Holzertrag eine Rolle gespielt. Heute ist der Wald immer mehr Erholungsraum. Dafür bestehe die Gefahr der «Übernutzung». Zum Beispiel würden sich die Menschen gegenseitig stören oder Abfall liegen lassen. Für Kunz ist der Wald ein Ort der stillen Erholung. «Wenn rundherum Rambazamba ist, ist das schwierig.»
Was wann besprochen wird
3:12 Weshalb die Menschen eine emotionale Bindung zum Wald haben
10:52 Was Beat Kunz für Reaktionen erhält, wenn ein Baum gefällt wird
20:18 Wer haften würde, wenn Bäume nicht sicher wären
22:56 Dient der Stadtwald vor allem der Erholung?
29:49 Wie der Winterthurer Wald der Zukunft aussieht
35:01 Früher wurde der Wald «herausgeputzt» – und heute?
36:40 Weshalb der Eschenberg so heisst, wie er heisst
42:40 Der Wald ist in der Corona-Zeit stark genutzt worden – wie Beat Kunz das sieht
45:20 Ein Ticket für den Wald: Könnte der Aprilscherz real werden?
48:41 Welche Projekte Beat Kunz beschäftigten
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