Auf Feldern öffnen sich immer mehr Fenster
Im Weinland gibt es sie noch – die Feldlerche. Und damit der seltene Vogel eine bessere Chance hat, schaffen Landwirte absichtlich Lücken in Getreide- oder Rapsfeldern.

Wer zurzeit vom Schiterberg bei Kleinandelfingen hinab auf die Ebene blickt, der fragt sich wohl, was das für braune Rechtecke sind im noch zarten Grün der Getreidefelder. Hatte da etwa die Sämaschine des Bauern Aussetzer, sodass die Saatkörner an einzelnen Stellen nicht in die Furchen fielen?
Nein, es handelt sich um absichtlich nicht besäte Stellen zum Wohle eines seltenen Vogels – der Feldlerche. So haben Studien in den 1990er-Jahren gezeigt, dass Lerchen auf kahle Stellen im Getreide ausweichen, um am Boden ihre Nester anzulegen und zu brüten. Die Vögel jagen dort auch zu Fuss nach Insekten, wobei dies in einem zu dichten Weizenfeld zum Beispiel unmöglich ist.
«Dramatischer Rückgang»
Denn in den dicht bewachsenen Feldern der intensiven Landwirtschaft findet der Vogel heute kaum noch solche Lücken. Aus dem Befund dieser Studien heraus entstand schliesslich die Idee, in Getreide-, Raps-, Mais- oder Sonnenblumenfelder absichtlich an einigen Stellen nicht zu säen. In der Schweiz lanciert hat diese Fenster, auch Patches genannt (engl. für Flecken), die Schweizerische Vogelwarte Sempach. Und zur Förderung der Artenvielfalt unterstützt das Öko-Label IP-Suisse jene Landwirte, die Lerchenfenster auf ihren Feldern anlegen.
«Der Rückgang der Feldlerchen in der ganzen Schweiz ist wirklich dramatisch»
Noch bis in die 1970er-Jahre war die Feldlerche ein weit verbreiterter Vogel im Kulturland. «Der Rückgang der Feldlerchen in der ganzen Schweiz ist wirklich dramatisch», sagt Beatrice Peter vom Andelfinger Naturschutzverein. Sie leitet das Projekt zur Förderung der Brutvogelarten der offenen Kulturlandschaft im Weinland – kurz: Feldlerchenprojekt. Während es im Zürcher Weinland noch Lerchen gibt, sind sie im Oberland in den letzten 20 Jahren ausgestorben.
Fast 200 Fenster vereinbart
Die Lerchenfenster unterhalb des Rebbergs Schiterberg sind im Rahmen des besagten Projekts angelegt worden. «Per Ende 2016 waren im Projekt 180 Feldlerchenfenster vereinbart», so Peter weiter. Diese Fenster liegen alle im Weinland. Doch zur Förderung der seltenen Vögel braucht es weitere Massnahmen wie etwa das Säen in weiteren Reihen, Buntbrachen oder extensive Wiesen im Ackerbaugebiet.
Laut Simon Birrer, Leiter der Abteilung Förderung der Vogelwelt bei der Vogelwarte, stammt die Idee der Lerchenfenster ursprünglich aus Grossbritannien. Die Schweizerische Vogelwarte habe dann der IP-Suisse geholfen, diese Fenster auf die Verhältnisse in der Schweiz anzuwenden. Beim Öko-Label seien die Lerchenfenster «nach wie vor eine freiwillige Massnahme, die auch keine finanziellen Entschädigungen zur Folge hat», so Birrer weiter. Seit 2009 müssen aber Bauern, die ihre Produkte unter dem Label verkaufen wollen, mindestens 15 Biodiversitätspunkte erzielen. Und dabei ist eines von rund 30 Kriterien zum Erhalt von Punkten eben das Anlegen von Feldlerchenfenstern.
Viele Fenster im Weinland
Laut Auskunft von IP-Suisse haben für die Saison 2017 schweizweit 780 IP-Suisse-Landwirte 7150 Lerchenfenster angelegt. Ein solches Fenster misst 3 mal 9 Meter und wird mit einer speziellen Wildkräutermischung besät, die IP-Suisse gratis zur Verfügung stellt. Im Kanton Zürich legen 90 IP-Bauern 885 Lerchenfenster an, davon 280 im Zürcher Weinland.
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