Mamablog: Abschied einer BloggerinAuf Wiedersehen, liebe Leserinnen und Leser
Unsere langjährige Autorin Jeanette Kuster verabschiedet sich vom Mamablog. Zeit für eine kleine Rückschau.

«Die einzige Konstante ist die Veränderung», erkannte schon Heraklit. In meinem Leben hat es wahrlich viele Veränderungen gegeben die letzten zehn Jahre – der Mamablog hingegen ist mir während der ganzen Zeit erhalten geblieben. Doch nun ist der Moment gekommen, mich von Ihnen, liebe Leserinnen, Leser und Kommentarschreiber(innen) zu verabschieden und ich möchte dies mit einem kleinen Rückblick tun.
Ruppiger Start
Als mein erster Text 2010 publiziert wurde, hätte ich nie gedacht, dass ich eine ganze Dekade dabei bleiben würde. Ich hatte sogar Zweifel, ob ich überhaupt je einen weiteren Text für den Mamablog schreiben sollte, nachdem meine mit einem Augenzwinkern verfasste Liste zu den «nervigsten Baby-Kommentaren» von vielen etwas zu ernst genommen wurde und ich mit nicht gerade schmeichelhaften Kommentaren eingedeckt wurde. Damals wurden die Leserkommentare noch ungefiltert publiziert und ich musste gleich auf die harte Tour lernen, dass man sich als Blogautorin enorm exponiert und nicht nur zum Text Feedback bekommt, sondern sogar zu seiner Lippenstiftfarbe. Nun, bekanntlich habe ich trotzdem weitergeschrieben und es folgten oft spannende, angeregte Diskussionen in den Kommentarspalten.
Doch die Reaktionen beschränkten sich nicht bloss auf die Kommentare. Bei Themen, die der Leserschaft besonders nahe gingen, erreichten mich immer wieder auch sehr persönliche Nachrichten. Nachdem ich etwa über mein Burnout geschrieben hatte, liess mir eine Frau ausrichten, dass ich ihr mit meinem Text den Tag gerettet habe: Zu wissen, dass sie nicht alleine sei in ihrer gerade so akuten Erschöpfung, habe ihr unglaublich geholfen. Eine andere Mutter fand durch meinen Beitrag den Mut, selber auf Instagram offen über ihr Burnout zu reden und so wiederum andere dazu zu motivieren, ehrlich mit dem Thema Erschöpfungsdepression umzugehen.
Mehr als nur ein Job
Auch deshalb war der Mamablog für mich stets mehr als bloss ein Job: Ich spürte immer sehr direkt, wie stark ein Text die Menschen berührte – online und auch im realen Leben, wenn mich Lehrer, Nachbarn oder Arbeitskollegen auf Texte ansprachen. Und ich konnte Themen in den Fokus rücken, die mir persönlich am Herzen liegen. Den immer wieder kontrovers diskutierten Kaiserschnitt etwa und die damit verknüpfte Tatsache, dass der Körper einer Frau ihr und nur ihr gehört. Aber auch gendersensible Erziehung oder wie man mit dem Coming-out seines Kindes umgeht.
Neben diesen kontrovers diskutierten Artikeln widmete ich mich regelmässig auch schwereren Geschichten. Der stillen Geburt zum Beispiel. Oder ich redete mit einer Bekannten, deren Mann an Krebs verstarb, als die Kinder noch sehr klein waren. Solche Gespräche gingen mir jeweils nahe, doch sie gehören meiner Meinung nach genauso zum Mamablog wie die lauten Geschichten. Der Blog soll ein Ort sein, an dem auch über Dinge geredet wird, über die man sonst lieber schweigt.
Nach all der Zeit fühlt sich der Mamablog ein wenig an wie ein guter Freund, der nach Jahren in der Nachbarschaft plötzlich weit weg zieht. Regelmässige Treffen liegen nicht mehr drin, aber ich werde ihn im Kopf und im Herzen behalten. Und ab und zu werde ich bestimmt wieder vorbeischauen – als Gastautorin.
Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spass beim Lesen und Diskutieren der anderen Autoren und bedanke mich herzlich für die vielen Reaktionen, Diskussionen und auch die konstruktive Kritik in den vergangenen Jahren. Seien Sie lieb zueinander – on- und offline.
Während zehn Jahren hat Jeanette Kuster den Mamablog entscheidend mitgeprägt. Sie hat mit ihren Beiträgen Tabus gebrochen, Leserinnen berührt und den Alltag vieler Eltern ein Stückchen leichter gemacht. Wir lassen sie nicht gerne gehen – und hoffen natürlich, sie bald schon wieder mit einem Gastbeitrag im Mamablog begrüssen zu dürfen. Danke, liebe Jeanette, wir werden dich vermissen! Die Redaktion.
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