Bayerns Trainer ist gerettet – bis Samstag
Nach dem 5:1 in der Champions League gegen Benfica Lissabon: Niko Kovac räumt indirekt ein, dass nicht alle Spieler auf seiner Seite stehen.
Der Mann, von dem es hiess, dass er bald seinen Job verlieren sollte, schlug in viele Hände. Er schlug in die Hand von Teammanagerin Kathleen Krüger oder in die Hand von Pressesprecher Dieter Nickles. Der Mann ging auch zum Schiedsrichterteam und klatschte dort ab, anschliessend marschierte er zum Gegner und gab vielen Spielern von Benfica Lissabon die Hand. Zu seinem eigenen Team ging Niko Kovac nicht.
Man hätte das wunderbar als Zeichen deuten können, als Zeichen für die Entfremdung zwischen Trainer und der Mannschaft des FC Bayern. Aber diese Mannschaft liess sich gerade für einen 5:1-Sieg in der Champions League von den eigenen Fans feiern.
Es ist in der normalen Fussball-Logik eigentlich nicht vorgesehen, dass Mannschaften, die sich in einer Krise befinden und bei denen die Frage nach der Zukunft des Trainers immer offensiver gestellt wird, plötzlich 5:1 gewinnen. Aber dass beim FC Bayern die normale Fussball-Logik nicht immer greift, das weiss man wiederum sehr gut.
Die Situation erzeugte eine seltsame Stimmung nach dem Spiel. Es war nicht die grosse Erleichterung, weil man sich um die aktuelle Gesamtsituation ja bewusst ist. Gleichzeitig wollte man auch nicht leugnen, dass da fünf Tore auf der Anzeigetafel standen, zwei von Arjen Robben, zwei von Robert Lewandowski, und auch Franck Ribéry hatte wieder getroffen.
Kovac liefert die seltsamste Aussage
Aber wie nun weiter mit Niko Kovac? Dazu äusserten sich viele Menschen an diesem Abend, aber, um es vorweg zu sagen, so ganz schlau wurde man aus den Aussagen nicht. Und die seltsamste lieferte Kovac selbst. Er sass auf der Pressekonferenz, es war fast Mitternacht, Kovac sah müde und erleichtert aus (mit Tendenz zu erleichtert). Ein Journalist fragte ihn, ob man eine Umarmung zwischen ihm und Ribéry bei dessen Auswechslung als Zeichen nach aussen deuten könne, als Symbol der Geschlossenheit. Kovac sagte: «Man sprach von vier [Spielern, Anm.], die gegen mich seien. Aber man sprach nicht von denen, die schon irgendwo auf unserer Seite sind. Das war,glaube ich eindeutig genug, und davon gibt es viele in dieser Mannschaft. Für Franck freut es mich, dass er sich endlich belohnt hat.»
Man muss dazu wissen, dass es schon länger heisst, dass sich verschiedene Spieler über Kovac beschwert hätten. Wenn man so will, hat Kovac das nun bestätigt, denn wie will man es sonst deuten, dass «viele auf unserer Seite sind», als so, dass manche das eben nicht sind?
Wenige Minuten später trat Hasan Salihamidzic vor die Presse, der laut Organigramm des FC Bayern als Sportdirektor für sportliche Fragen zuständig ist, der aber in den vergangenen Wochen vor allem dadurch auffiel, dass Präsident Uli Hoeness die sportlichen Fragen beantwortet. Diesmal gab ihm Hoeness quasi per präsidentiellem Dekret die Erlaubnis, etwas zu sagen: «Wir haben gerade eben besprochen, dass Hasan mit Ihnen sprechen wird. Ich bin heute sehr zufrieden», erklärte Hoeness und verschwand.
Salihamidzic sagte dann, dass Niko Kovac auch gegen Bremen am Wochenende Trainer des FC Bayern sein wird. Zuvor hatte Hoeness verkündet, dass Kovac gegen Lissabon Trainer sein wird. Als der ZDF-Kommentator Béla Réthy Salihamidzic fragte, ob das jetzt immer von Woche zu Woche entschieden wird, verwies Salihamidzic auf ein Gespräch zwischen ihm, Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge, das am Mittwoch stattfinden soll. Es sei klar, dass man sprechen müsse, wenn man in der Bundesliga neun Punkte hinter der Tabellenspitze liege. Auf die Frage, ob es überhaupt einen Kontakt oder überhaupt Gedanken an einen anderen Trainer gab, sagte Salihamidzic: «Nein.» Auf den Einwand, dass die Diskussion ohne eine klare Ansage pro Kovac wieder von vorne losgehe, wenn es in Bremen nicht so läuft, sagte Salihamidzic: «Wir werden in Bremen gewinnen». Béla Réthy meinte amüsiert: «Das steht also jetzt schon fest.»
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Video: Kovac vor dem Spiel über Benfica-Stürmer Haris Seferovic:
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Kovac hat die Mannschaft erfolgreich umgestellt
Zur Gesamtstimmung gehörte aber auch, dass sich nun doch ein paar Spieler mehr tendenziell positiv über ihren Trainer äusserten. Arjen Robben sagte: «Ich habe mich heute für ihn gefreut, denn das hat er sich verdient. Er gehört einfach zu uns.» Robert Lewandowski meinte auf die Frage, ob man auch für den Trainer gespielt habe: «Ja klar, wir wollen alle zusammen nach vorne schauen.» Nur Thomas Müller war da ein bisschen vorsichtiger. Er meinte: «Grundsätzlich steht die Mannschaft hinter dem Trainer», aber so ein 5:1 sei ja auch ein Statement an sich.
Vielleicht half es Niko Kovac, dass er gegen Lissabon die Mannschaft umgestellt hatte. Er stellte Leon Goretzka und Joshua Kimmich als Doppelsechs auf, was Thomas Müller mit mehr Freiheiten ausstattete, die dieser auch nutzte. Vielleicht half es aber auch einfach, dass Benfica wirklich kein guter Gegner war. Wie die Situation ausgesehen hätte, wenn das zurzeit bärenstarke Ajax Amsterdam drei Tage vor der Jahreshauptversammlung hier gespielt hätte - die Frage muss Kovac zum Glück nicht beantworten.
Nun gegen Bremen, Nürnberg und Amsterdam
Stattdessen sinnierte er darüber, dass es im Fussball ja oft nur Schwarz und Weiss gebe. Und was das angeht, hatte er unrecht. Seine eigene Situation hat sich ja durch dieses 5:1 von fast Schwarz zu einem Dunkelgrau gewandelt.
Entscheidend wird nun natürlich sein, ob sich das insgesamt weiter aufhellt. Der FC Bayern fährt nun nach Bremen, dann kommt der 1. FC Nürnberg nach München, dann geht es gegen Amsterdam um den Gruppensieg. Das klingt irgendwie schon lösbar, allerdings befindet sich Niko Kovac ja in dieser Situation, weil seine Mannschaft Freiburg und Düsseldorf nicht schlagen konnte.
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