Landluft-KolumneBigfoot in der Fotofalle
Gämsen und Luchse sind in der Region heimisch. Nun schleicht sich auch noch ein Wolf an. Und bereits sind neue Wesen zu beobachten.

Die regionale Fauna überrascht immer wieder: Wer Glück hat, der sieht Gämsen auf dem Eschenberg, deutlich grösser sind die Chancen im Tösstal, wo auch Luchse heimisch sind. Die scheuen «Pinselohren» werden von Einheimischen immer mal wieder beobachtet. Und nun, letzten Freitag, tappte ein Wolf bei Bäretswil in eine Fotofalle.
Da fragt sich der geneigte Feldstechergucker natürlich: Was kriecht, huscht oder stampft als Nächstes zu uns? Wir erinnern uns: Vor einem Jahr, als so ziemlich die ganze Welt im Lockdown war, stolzierten Rehe durch das menschenleere Paris, und Wildschweine flanierten in Barcelona. «Die Menschheit ist das wahre Virus», tippten einige romantisch-verklärt ins Internet und atmeten weiter.
Kürzlich schaute ich von meinem Lebensraum aus – auch Wohnung genannt – nach draussen und sah ebenfalls stark behaarte, scheue Geschöpfe vorbeihuschen. Sie scheinen keine Herdentiere zu sein, vor allem die älteren Exemplare leben vielmehr in kleinen Sippen. Fast immer halten sie einen Sicherheitsabstand zu ihren Artgenossen ein.
Wie sie sich genau ernähren, ist unklar. Eine Mundpartie ist meist nicht sichtbar, ab und an bringen orange gekleidete Artgenossen auf Rädern dampfende Schachteln in ihren Höhlen vorbei. Andere scharren schnaubend vor der QuarTier-Beiz.
Kürzlich glaubte ich gar ein Exemplar in meiner Wohnung gesehen zu haben. Bei genauerer Betrachtung spiegelte sich aber lediglich mein unrasiertes, unfrisiertes Antlitz in der Fensterscheibe, ich rief meinen Coiffeur an.
Ich lernte: Ein Jahr nach der Pandemie kommen die Tiere nicht mehr zu uns. Nun drängt unser inneres Tier nach draussen. Ich schoss ein Selfie. Bigfoot in der Fotofalle.
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