Kolumne StadtverbessererBillige fünf Sterne
Beim Erwartungsmanagement ist man in Winterthur dem grösseren Bruder Zürich voraus. Als Underdog kann man nicht enttäuschen.

Was man leistet und wie man bewertet wird, das sind zwei paar Schuhe. Das hat die Stadt Zürich diese Woche schmerzhaft gelernt. Man hat in den letzten Jahren einiges in Velowege investiert, aber die Erwartungen der Zürcherinnen und Zürcher sind gleichzeitig noch stärker gestiegen. Und so wurde Zürich in der Umfrage von Pro Velo als Radlerhölle abgestraft.
In Winterthur, dem Velohimmel, ist nicht alles besser – aber die Erwartungen der Bewerter sind tiefer. Der gleiche Effekt hat wahrscheinlich dazu geführt, dass ein unauffälliger Winterthurer Pizzakurier kürzlich als bestes Restaurant des Lieferdienstes Just Eat ausgezeichnet wurde. Die beste Pizza der Schweiz? «Nicht mal des Stadtteils», findet der Kollege. Aber vielleicht hatten die Pizza-Helden einfach das bescheidenste Liefergebiet.
Die rumänische Billig-Autofirma Dacia war ja auch regelmässig die Nummer eins bei der Kundenzufriedenheit. Der Mercedes-Fahrer rümpft die Nase, wenn mal der Scheibenwischer quietscht. Der Dacia-Fahrer ist begeistert, wenn der Motor anspringt. Fünf Sterne!
Nicht überall gibt es ein Publikumsvoting
Wer im Team Underdog spielt, hat ein schönes Leben. Er kriegt für mittelmässige Kost fünf Sterne und den Sympathiebonus obendrauf. Wahrscheinlich ging das den Fussballern des FCW durch den Kopf, als sie in den letzten Spielen unentschieden spielten und den drohenden Aufstieg vermutlich abwendeten. Vielleicht sollte ihnen jemand sagen, dass es im Sport kein Publikumsvoting gibt.
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