Glosse über Parmelins Japan-BesuchBitte diesmal nicht küssen!
Guy Parmelin trifft Japans Kaiser. Müssen wir uns wieder Sorgen machen? Eine kleine Geschichte über Schweizer Bundespräsidenten und die Fettnäpfchen in Tokio.

Den Papst, Joe Biden und Wladimir Putin hat er schon abgehakt. Und jetzt erhält Guy Parmelin in seinem Präsidialjahr auch noch eine Audienz beim Kaiser von Japan.
Am Freitag nimmt der Bundespräsident in Tokio an der Eröffnung der Olympischen Spiele teil. Und zuvor wird er von Kaiser Naruhito offiziell empfangen. Eine aussergewöhnliche Paarung: Hier der ehemalige Winzer aus dem Waadtland, dort der Vertreter der ältesten Erbmonarchie der Welt. Seit über 2600 Jahren sitzt Naruhitos Dynastie auf dem Thron.
Parmelin persönlich mag man dieses Treffen gönnen. Doch aus nationaler Sicht weckt es zwiespältige Erinnerungen.
Vor 17 Jahren wurde einer von Parmelins Vorgängern, Joseph Deiss, ebenfalls vom Kaiser empfangen. Das war damals noch Naruhitos Vater Akihito. Auch die beiden Ehefrauen waren dabei: Kaiserin Michiko und Elisabeth Deiss, besser bekannt als Babette.
In der Schweiz war Babette Deiss damals bereits eine nationale Grösse. Ein Jahr zuvor hatte ein Journalist an einer Zirkusgala auf ihrem Schulterblatt eine Rose entdeckt. Ein Tattoo! Auf der nackten Schulter einer Bundesratsgattin! Das gab damals für den «Blick» noch die ganz grosse Schlagzeile her: «Frau Deiss tätowiert!»
Tempi passati. Von Caroline Parmelin, seit über zwanzig Jahren mit Guy verheiratet, sind bisher keine ähnlichen Enthüllungen bekannt geworden. Der Boulevard ist eben auch nicht mehr das, was er einmal war.
Doch zurück zur Sache.
Im Kaiserpalast blieb Babettes Tattoo damals unter einem züchtigen Deuxpièces versteckt. Und auch sonst verlief die Audienz zunächst reibungslos. Doch beim Abschied passierte es: In einem Land, in dem schon ein Handschlag unüblich ist, machte Babette das, was man in der Schweiz halt so machte, damals vor der Pandemie, als es noch kein Social Distancing gab: Babette zog die Kaiserin zu sich heran und klebte der Unberührbaren drei Küsschen auf die Wangen.
Babette Deiss klebte der Unberührbaren drei Küsschen auf die Wangen.
Der Verstoss gegen das kaiserliche Protokoll war eklatant und der Spott der Schweizer Presse ätzend. Doch der diplomatische Schaden hielt sich zum Glück in Grenzen. Das japanische Aussenministerium beeilte sich zu erklären, der Zwischenfall werde die bilateralen Beziehungen nicht trüben. «Weil es eine Ausländerin war, ist das kein Problem», teilte das Ministerium gnädig mit.
Bleibt nur zu hoffen, dass es dieses Mal keine Probleme gibt. Caroline Parmelin ist jedenfalls – offenbar Corona-bedingt – zu Hause geblieben. Und dass Parmelin selber den Kaiser küssen könnte, ist doch eher nicht anzunehmen.

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