Living Cost Crisis«Black Thursday»: Gasrechnungen für Millionen Briten explodieren
Die zuständige Aufsichtsbehörde erhöht die Höchstgrenze für Energiepreise in Grossbritannien um 54 Prozent. Dadurch müssen 22 Millionen private Haushalte bald hunderte Pfund mehr für Strom und Gas bezahlen.

Die Inflation steigt unaufhörlich, die Regierung erhöht die Steuern – und nun explodieren auch noch die Energiepreise. In Grossbritannien tobt eine Living Cost Crisis, eine Lebenshaltungskostenkrise. Premier Johnson will nun gegensteuern. Aber reicht das?
Etwa 22 Millionen britische Privathaushalte müssen bald Hunderte Pfund mehr für Gas und Elektrizität bezahlen. Die Aufsichtsbehörde Ofgem erhöhte die Höchstgrenze für Energiepreise um 54 Prozent auf durchschnittlich 1971 Pfund pro Haushalt im Jahr. Konsumenten erlebten einen «schwarzen Donnerstag», schrieb die Boulevardzeitung «The Sun». Die Denkfabrik Resolution Foundation warnte, mit der Anhebung werde jeder vierte Haushalt in Energiearmut gestürzt.
Zwar kündigte die Regierung kurzfristig Hilfen vor allem für ärmere Menschen an. So soll die Gemeindesteuer für viele Haushalte sinken, wie die Finanzminister Rishi Sunak am Donnerstag im Parlament sagte. Ausserdem ist ein Nachlass von 200 Pfund geplant, der erst später gezahlt werden muss.
Doch bei diesem Anstieg allein bleibt es nicht. Denn die Regierung will zum 1. April – also parallel zur Erhöhung der Energiepreis-Grenze – die Steuern und Abgaben kräftig erhöhen.
Die Sozialversicherungsbeiträge steigen um 1,25 Prozent, die gesamte Steuerlast ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr. Damit wollen Premierminister Johnson und Finanzminister Sunak, die sich erst kürzlich als «steuersenkende Konservative» bezeichneten, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie schultern.
Doch selbst in der Wirtschaft kommt die Strategie nicht gut an. Die Regierung riskiere einen Teufelskreis aus hohen Steuern und geringem Wirtschaftswachstum, sagte der Chef des Industrieverbandes CBI, Tony Danker.
«In der Falle»
«Wir stecken in der Falle.» Die Opposition wirft Johnson vor, die Bevölkerung auszuquetschen – anstatt Energiekonzerne zur Kasse zu bitten. So habe die Regierung darauf verzichtet, eine Zusatzsteuer auf den Gewinn von Öl- und Gasunternehmen zu erheben und genehmige Steuersenkungen für Banken.
Damit hätten Milliarden eingenommen werden können, sagte Oppositionsführer Keir Starmer. Der Energieriese Shell teilte am Donnerstag mit, dass sich sein Quartalsgewinn dank gestiegener Öl- und Gaspreise vervierzehnfacht habe.
Die Anbieter sehen sich zwischen allen Stühlen. «Wegen der Preisobergrenze, verlieren derzeit die meisten Versorger zwischen 300 und 400 Pfund pro Kunde» und Jahr, sagte Emma Pinchbeck, die Chefin des Branchenverbands Energy UK, der BBC. «Die Gesamtgewinnmarge für den Energieeinzelhandel lag in den vergangenen zwei Jahren bei minus 1 Prozent.» Die meisten Unternehmen verlören fortwährend Geld.
SDA/step
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