Neue FotokamerasCanon zieht mit Sony und Nikon gleich
Gleich zwei neue Kameras der R-Reihe hat Canon soeben vorgestellt. Zum ersten Mal kommen im Topsegment kleinere Sensoren zum Einsatz. Die Konkurrenz macht das schon länger.

Sony ist seit Jahren unglaublich stolz darauf, dass alle Fotokameras des Konzerns denselben Objektivanschluss (Bajonett) nutzen und somit alle Objektive verwenden können. 2010 lancierte Sony diesen Anschluss und baute das Sortiment an spiegellosen Kameras darum herum auf. Egal ob Vollformat-Profikamera oder APS-C-Anfängerkamera, überall kann man dieselben Objektive nutzen.
Die Spiegelreflex-Champions Canon und Nikon lehnten sich zurück, beobachteten diese Entwicklung und zogen erst in den letzten Jahren nach. Nikon hat inzwischen mehrere spiegellose Kameras mit demselben Objektiv-Bajonett sowohl für Vollformat- und kleinere APS-C-Sensoren.
Canon dagegen hat in den letzten Jahren vor allem bei spiegellosen Kameras mit Vollformatsensoren Gas gegeben. Vom Einsteigermodell bis zur Profisportkamera hat der Konzern heute Vollformatkameras mit dem RF-Anschluss. Wer kleinere APS-C-Sensoren bevorzugt oder ein kleineres Budget hat, musste sich bei Canon anderweitig umschauen. Schliesslich hat Canon auch noch den M-Anschluss für spiegellose Einsteigerkameras und dann natürlich noch das Spiegelreflexsortiment.
Lücke geschlossen
In der Nacht auf Dienstag hat Canon nun diese Lücke im Sortiment geschlossen und mit der R10 (24 Megapixel, ab Juli, ab 940 Franken) und der R7 (32 Megapixel, ab Ende Juni, ab 1440 Franken) die ersten Kameras der R-Reihe vorgestellt, die statt auf grosse Vollformatsensoren auf kleinere APS-C-Sensoren setzen.
Die R10 ist ein ausgewogenes Modell für ambitionierte Allroundamateure. Die teurere R7 dürfte mit mehr Tempo, umfangreicheren Videofunktionen und zwei Speicherkartenplätzen vor allem kostenbewusste Sportfotografinnen und Filmer ansprechen. Die neue R7 dürfte aber auch für Leute spannend sein, die bereits eine teurere R von Canon haben und auf der Suche nach einer vernünftigen und funktionsreichen Zweitkamera sind.
Löblich und schlau: Canon legt beiden Kameras Objektivadapter bei, damit man – falls man vorher eine Spiegelreflex von Canon hatte – deren Objektive weiter nutzen kann.
Damit wird auch deutlich, wie Canon in den letzten Jahren vorwärtsgemacht hat, für jede Spiegelreflex eine spiegellose Alternative ins Sortiment zu bekommen. Auf dem Weg weg von der Spiegelreflex sind die R7 und die R10 spannende und wichtige Schritte.
Was wird aus den M-Kameras?
Bleibt noch eine Frage: Was wird aus der M-Reihe bei Canon? Die kostengünstigen APS-C-Kameras bleiben im Sortiment. Mit dem noch mal deutlich tieferen Preis richten sie sich an andere Kundinnen und Kunden.
Die Frage drängt sich aber unweigerlich auf, wie lange Canon die M-Reihe noch behalten wird und wann sie von einer noch günstigeren APS-C-Kamera der R-Reihe abgelöst wird. Im Moment scheint es sich für Canon noch zu lohnen, dreigleisig (Spiegelreflex, R und M) weiterzufahren. Aber im brutal umkämpften und stetig schrumpfenden Kameramarkt kann sich das sehr schnell ändern.
Dennoch, wo Canon die Zukunft sieht, ist nach der Ankündigung der R7 und R10 deutlicher denn je. Nicht bei Spiegelreflexkameras und nicht bei den günstigen APS-C-Kameras der M-Reihe. Die Zukunft gehört bei Canon ganz klar den R-Kameras, die nun sogar trotz unterschiedlicher Sensorgrössen alle Objektive nutzen können und künftig in noch mehr Preissegmente (nach oben wie nach unten) vorstossen werden.
Spiegelreflex-Fans mögen diese Entwicklung bedauern. Aber sie werden sich genauso mit dem Wandel der Zeit arrangieren wie CD-, Blu-Ray- oder Blackberry-Fans vor ihnen.
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