Wissenschaft und Virus«Corona hat mich stark politisiert»
In den vergangenen Monaten hielt sich der Epidemiologe Marcel Salathé mit Kritik an Politik und Behörden auffallend zurück. Jetzt will er wieder laut werden.

Es ist das erste Mal seit Wochen, dass Marcel Salathé in sein grosses, verglastes Büro im Campus Biotech in Genf zurückkehrt. «Eigentlich hatten wir zuvor schon ab und zu Homeoffice-Wochen in meinem Team, aber die Pandemie hat das Ganze selbstverständlich gemacht», sagt der Epidemiologe, der auch an der EPFL (ETH Lausanne) lehrt.
Seit Beginn der Corona-Krise ist Salathé der meistzitierte Wissenschaftler in den Schweizer Medien. Pointiert und kritisch trat der gebürtige Basler als Gegenstimme zur Politik und zum Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf. Seit Herbst übt sich der 45-Jährige jedoch in Zurückhaltung. Denn Salathé wurde Anfang November zum Präsidenten der Leitungsgruppe des Nationalen Forschungsprogramms Covid-19 gewählt.