Immobilien-Start-up aus WinterthurSo soll die Bauplanung zum Erlebnis werden
Immobilien-Start-up: In nur anderthalb Jahren ist das Winterthurer Start-up Conreal von vier auf rund 70 Mitarbeitende gewachsen. Das Unternehmen treibt die Digitalisierung der Baubranche voran.

Wer zum Beispiel sein Badezimmer saniert, hat oft erst viel Stress und Ärger, bevor er sich dann in die neue Badewanne legen kann. Diesen Stress will das Winterthurer Start-up Conreal künftig verhindern. Es vernetzt verschiedene Player der Baubranche, bietet Softwarelösungen für kleinere und mittlere Unternehmen und nutzt Branchen- sowie intelligente Kundendaten, um damit Informationen und Transparenz zu schaffen. Oberstes Ziel ist, ein Umbauprojekt so einfach und effizient wie möglich umzusetzen. «Für Hauseigentümer ist ein Umbau ein komplexer Prozess, obwohl sie am Ende zum Beispiel einfach nur ein cooles Badezimmer möchten», sagt Co-Gründer und Ex-Handballer Christoph Meili. «Wir wollen, dass dieser Prozess einfacher, transparenter und rentabler wird – für alle Beteiligten.»
Wohnstil analysieren
Wer also sein Badezimmer renovieren möchte, der macht bei Conreal ein digitales Style-Quiz. So wird der Wohnstil analysiert, der als Beratungsgrundlage dient. Sobald ein Plan erstellt ist, vermittelt Conreal einen geprüften Handwerksbetrieb in der Nähe für die Umsetzung. Dieser kann seine Prozesse dank der passenden Software effizient abwickeln und die nötigen Materialien ohne Zwischenhandel über Conreal beziehen. An das Netzwerk angeschlossen sind Architekten, Handwerksbetriebe, Zulieferer von Sanitärprodukten und verwandte Immobilien-Start-ups, die Meili mitgegründet hat oder die von Stefan Schärer, seinem Geschäftspartner, ebenfalls Ex-Handballer, in die Firma eingebracht wurden. Darunter etwa houzy.ch, eine Art digitaler Hauseigentümerverband, oder neubauprojekte.ch, ein «Parship» für Interessenten und Projekte, wie Meili sagt.
Für die Bauherren will Conreal den Umbau vom Stressfaktor zum Erlebnis machen. Dafür hat es im Erdgeschoss des Home of Innovation in Töss einen Showroom eingerichtet, wo dereinst auch Materialien und Produkte «zum Anfassen» ausgestellt werden. Ausserdem befindet sich dort ein Raum, in dem die Bauherrschaft ihre neue Küche oder ihr neues Badezimmer schon betreten kann, bevor es gebaut ist. Mit Technologie von Computergames wird das neue Design fotorealistisch an die Wände des Raums projiziert. Die Eigentümer können so sehen, wir ihr gewähltes Design wirkt und Materialien oder Farben ändern, bis ihnen das Ergebnis gefällt.
Transparenz dank Internet
Mit Conreal möchte Christoph Meili alte Strukturen der Baubranche aufbrechen. Ein Teil der Idee dazu kam ihm, als er als Strategieberater einen Hersteller von Sanitärartikeln beriet. «Ich sah, dass ein WC-Rollenhalter für 100 Franken das Lager verliess und dann für 500 Franken im Handel gelistet wurde, ohne dass zwischendurch ein Mehrwert entstand.» Das Internet habe jedoch viel Transparenz in den Markt gebracht. «Die Kundinnen und Kunden können dort sehen, dass ihre neue WC-Schüssel zum Beispiel in Deutschland nur einen Bruchteil des Schweizer Preises kostet.» Für sie sei am Ende oft unklar, wer woran verdiene, und sie fühlten sich über den Tisch gezogen.
Conreal trifft mit seinem Geschäftsmodell einen Nerv: Denn die Baubranche gehört zu den wirtschaftlich wichtigsten im Land, steht aber unter Druck. Laut einer Studie des Unternehmensberaters PricewaterhouseCoopers hat sie zwar immer noch ein hohes Volumen, kämpft aber mit der Ertragskraft. Die Studie kommt zum Schluss, dass die Digitalisierung Lösungen bietet, um Schnittstellen zu reduzieren, die Qualität der Plan- und Führungsprozesse zu erhöhen sowie Fehlerkosten und Leerläufe auf dem Bau zu reduzieren.
Von vier zu 70 Mitarbeitenden
Genau bei diesen Problemen der Branche setzt das Start-up an. Und die Idee scheint aufzugehen: Denn seit der Gründung im Mai 2020 ist das Immobilien-Start-up mit Sitz im Home of Innovation in Töss stark gewachsen. Damals starteten sie mit vier Personen, um ihre Vision zu verwirklichen. Mittlerweile beschäftigt Conreal in Winterthur rund 50 Mitarbeitende, darunter Interior-Designerinnen, Sachbearbeiter, Baufachleute. Hinzu kommen rund 20 Softwareentwickler im Ausland.
Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. Denn Meili und seine Geschäftspartner haben noch viele Ideen, die sie mit ihrem Start-up umsetzen wollen. Zwar ist es derzeit vor allem auf Bad-Umbauten spezialisiert. Künftig soll es aber auch um Küchen, Böden und vielleicht sogar Gärten gehen. Um in so kurzer Zeit so schnell zu wachsen, sei Winterthur ein guter Standort, sagt Meili. «Die Stadt ist ein attraktiver Arbeitsort, die Mitarbeitenden kommen gerne hierhin.» Und das flexible Raumprogramm im Home of Innovation mache zusätzlichen Platz schnell verfügbar. Ausserdem seien die Werte seines Unternehmens vom Sport geprägt, sagt der ehemalige Nati-A-Handballer. «Wir begegnen Mitarbeitenden und Partnern auf Augenhöhe.»
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