Der dunkle Vortänzer
Prodigy-Frontmann Keith Flint ist 49-jährig verstorben. Der Tänzer und Sänger zelebrierte die Gefahr.
Jede Generation braucht ihren Vortänzer, und als Grunge schon tot war und Rave zur Massenkultur wurde, tauchte eine gepiercte Fratze mit irrer Frisur im Musikfernsehen auf: Sie gehörte Keith Flint, Sänger und Tänzer von The Prodigy, und wenn er in «Firestarter» drohte, dass er Ärger und Feuer bringen werde, dann tat er das so furchteinflössend, dass einem selbst zu Hause vor dem TV Angst und auch recht bange wurde.
«Firestarter» war der erste Song, auf dem Keith Flint, der in London geboren wurde, nicht mehr nur tanzte, sondern auch seine Stimme nutzte. Sie verlieh dieser Musik der Breakbeats, die sich auf den frühen Erfolgsplatten wie «Music for the Jilted Generation» (1994) aus dem Rave gespiesen hat, die Energie und die Wut des Punk. Man sagte Flint dann nach, dass er das Zeug zu einem neuen Johnny Rotten hätte, weil die Gefahr, die er ausdrücken konnte, hatte man damals in den Pop-Hitparaden schon lange nicht mehr so gehört.
Flints Debüt als Sänger: «Firestarter» von The Prodigy.
Diese Bedrohung, diese Hyperaggressivität auch: Sie wich der Entfesselung von Massen, wenn Flint und sein Mikrofonpartner Maxim sowie der Banderfinder Liam Howlett live auftraten. The Prodigy galten bis in die Gegenwart als sichere Buchung – gerade für Grossfestivals und Arenen wie das Zürcher Hallenstadion, wo sie noch im Dezember 2018 mit ihrem aktuellen Album «No Tourists» auftraten.
Bilder: Prodigy-Frontmann Keith Flint
Denn wie Flint dunkel glühte, als sei hier Batmans Widersacher Joker auf der Bühne, und wie er sich verrenkte und verausgabte wie ein Hochleistungssportler und das Publikum aufputschte, das war selbst dann noch kraftvoll und hochenergetisch, als die Engländer nach der Jahrtausendwende nicht mehr viel Neues zur Musikgeschichte beizusteuern hatten.
Atemlos: «Breathe» von The Prodigy.
Der Furor von einst, den The Prodigy mit «Firestarter» und dem ebenso atemlosen «Breathe» entfesselten, hielt die Band aber bis in die Gegenwart am Leben. Was vor allem dank der Figur Keith Flint gelungen ist, die den Temporausch und damit die Gefahr auch in Motorradrennen auslebte.
Am Montag nun wurde Keith Flint tot in seinem Haus in der Grafschaft Essex gefunden. Er wurde 49 Jahre alt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch