Rücktritt von Stefan FreivogelDer Fachmann wird zum Botschafter
Die Handballer von Pfadi Winterthur müssen ab nächster Saison ohne Stefan Freivogel auskommen. Der Abwehrspezialist bleibt aber in neuer Rolle im Club.

Ziemlich genau vor einem Jahr flimmerte eine Video-Botschaft über die Screens der Axa-Arena: Stefan Freivogel verkündete vor einem Heimspiel, dass er eine weitere Saison für Pfadi spielen werde, und erhielt viel Applaus. Das Publikum weiss, was es an ihm hat. Sein Club auch. Er ist einer, der hinten aufräumt: hart, unbequem, fast unermüdlich, fair. Dadurch hat er sich in all den Jahren nicht nur bei den eigenen Zuschauern viel Respekt erarbeitet.
«Ich kann damit leben, dass ich nicht mehr spielen werde.»
Seit anderthalb Jahren schon beschäftigte sich der Abwehrfachmann, der im Angriff meistens am Kreis oder im rechten Rückraum eingesetzt wird, mit dem Gedanken an einen Rücktritt. In den letzten paar Monaten nun überwog das Gefühl: «Jetzt reicht es. Ich kann damit leben, dass ich nicht mehr spielen werde. Das wars und es passt so», erklärt der 33-Jährige. Nach 16 Saisons und über 425 Einsätzen in der Nationalliga A wird für den 36-fachen Nationalspieler genug sein.
Ab Juli rücken Familie und Job definitiv in den Fokus. Seit einem Jahr arbeitet er mit einem Vollzeitpensum bei einer Unternehmensberatung (wo seit neuestem auch Teamkollege Cédrie Tynowski angestellt ist). Damit Job und Spitzensport in diesem Ausmass parallel funktionieren können, brauche es «viel Organisation und Flexibilität vom Arbeitgeber», sagt Freivogel. Manchmal habe er nach einem Match noch zwei Stunden gearbeitet, zumal er «sowieso nicht einschlafen konnte», erklärt er. «Es würde auch jetzt noch gehen. Aber nicht mehr weitere ein oder zwei Jahre.» Irgendwann würde die Doppelbelastung zu gross.
Ab Juli auch hat er mehr Zeit für andere Sportarten: Tennis und Golf, im Keller hat er einen Fitnessraum eingerichtet und in Rümlang sei eine Fussball-Plauschgruppe mit Kollegen angedacht. Letzten November zog die dreiköpfige Familie von Winterthur nach Rümlang. Stefan und Laura Freivogel stammen aus dem Zürcher Unterland, die Eltern wohnen ebenfalls dort. Die Weichen für die Zukunft sind auch privat gestellt.
Netzwerke pflegen
Nach zwei Meistertiteln mit Amicitia Zürich war Freivogel vor zehn Jahren nach Winterthur gekommen. Zwei Siege in Cup und Supercup sowie der Meistertitel 2021 folgten. Ein zweiter Meistertitel mit Pfadi bleibt, als krönender Abschluss, das Ziel.
Das Kapitel Winterthur wird durch den Rücktritt nicht geschlossen. Freivogel soll künftig als Botschafter für die Marke Pfadi auftreten, Netzwerke pflegen und versuchen, dank seiner Kontakte ehemalige Spieler wieder näher an den Verein heranzubringen. Vom Handball als Spitzensport, vom «jeden Tag in der Halle stehen», möchte er mal Abstand nehmen. Von seinem Club nicht.
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