Niederlage gegen ZürichDer FCW verliert das Derby und darf trotzdem weiter hoffen
Fehlstart, Missverständnisse und vergebene Chancen: Der FC Winterthur unterliegt gegen den FC Zürich im Derby 0:2. Doch auch Sion verliert.

«Mutig sein und etwas versuchen.» Das waren die Vorgaben, die Trainer Bruno Berner seinem Team machen wollte. Und er ging mit gutem Vorbild voran. Statt mit dem «sicheren» 4-2-3-1-System starteten die Winterthurer in einem deutlich offensiveren 4-4-2 mit Diamant und Doppelspitze. Die Idee von Berner war, die Zürcher in der Startphase zu überraschen.
Nun es war irrelevant. Denn nach 13 Minuten stand es 0:2. Der Winterthurer Matchplan war obsolet und Berner beorderte Thibault Corbaz und Nishan Burkart je eine Reihe zurück. Aus dem 4-4-2 wurde das gewohnte 4-2-3-1. Der FCW stabilisierte sich. Doch da lag er eben bereits 0:2 zurück. Die Defensive sah bei beiden Toren nicht wirklich glücklich aus. «So kannst du in keinen Super-League-Match starten», sagte Berner nach dem Spiel. Von einem «denkbar schlechten Start» sprach auch Roman Buess. Beide sagten aber, dass die Gegentore unabhängig vom System fielen. Buess beklagte die eine fehlende Mentalität. Warum diese fehlte, konnte er aber auch nicht sagen, ein grundsätzliches Problem sei es nicht. «Wir haben es ja auch schon gezeigt», sagte er.
Unter dem Strich war es einfach zu wenig gut verteidigt. Beim 0:1 sind Remo Arnold und Yannick Schmid zu weit weg von Torschütze Antonio Marchesano. Der Zürcher traf per Direktabnahme von der Strafraumgrenze. Es war in der 6. Minute bereits der dritte Abschluss von Marchesano. Die Winterthurer waren da kaum je in der gegnerischen Hälfte.
Beim 0:2 war es Corbaz, der im Mittelpunkt stand. Er gewann zuerst den Ball, wurde dann aber von Cheick Conde relativ arg angegangen, doch Schiedsrichter Lukas Fähndrich liess weiterspielen. Auch auf VAR-Intervention wollte er sich die Situation nicht anschauen. Der FCW brachte in der Folge den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Guerrero durfte sich zweimal versuchen. Beim zweiten Mal traf er den Ball perfekt und dieser segelte über Markus Kuster ins Tor.
Der Trainer spürte bei den beiden Gegentoren eine «gewisse Nervosität», wohl auch darum stellte er das System so gleich um. Vor dem Spiel sei es noch anders gewesen. Da habe man eine gute Balance zwischen Lockerheit und Spannung gehabt.
Ardaiz out?
Nach dem 0:2 kam der FCW besser ins Spiel – auch, weil die Zürcher nicht mehr so hoch pressten wie zu Beginn. Denn mit dem Pressing hatten das Team von Berner ziemlich Mühe. Es gelang nicht, wie gegen Sion, sich spielerisch zu lösen, oder, wie gegen Servette, mit langen Bällen aus der Verteidigung direkt in die Spitze die Pressingwelle zu überspielen.
Und wenn es mal gelang, in die Offensive zu kommen, vergaben die Winterthurer teils kläglich. Alleine Samir Ramizi hatte in der ersten Halbzeit drei Abschlüsse aus guten Positionen. Alle flogen sie über das Tor. Es wollte nicht beim Winterthurer Mittelfeldspieler. Er zog einen ziemlich schlechten Tag ein. Seine auffälligste Szene war nach rund einer halben Stunde. Da schoss oder vielmehr chippte Ramizi einen Freistoss in die Ein-Mann-Mauer der Zürcher.
In der Halbzeit wollte Trainer Berner reagieren und den zuletzt kranken Joaquìn Ardaiz einwechseln. Doch der Stürmer aus Uruguay meldete kurz vor dem Wechsel Knieschmerzen an. Es gehe nicht, habe er gesagt. Das erzählte Berner nach dem Spiel. Was es mit der Verletzung auf sich hat, ist noch unklar. Stand jetzt geht Berner nicht davon aus, dass Ardaiz am Montag in Bern zur Verfügung steht.
Viele Halbchancen
Chancen hatten die Winterthurer auch ohne Ardaiz. Roman Buess, Nishan Burkart, Samuel Ballet oder Sayfallah Ltaief versuchten sich. Doch Yanick Brecher im Zürcher Tor musste nicht einmal eingreifen. Kein einziger Ball der Winterthurer fand den Weg auf das Tor. Insgesamt versuchten sie sich 18 Mal und genau so oft verzogen sie. «Das sind die Details, die den Unterschied machen», meinte Berner. Die Zürcher würden den Ball ins Tor bringen, die Abschlüsse der Winterthurer flögen ins Fangnetz.
So lässt sich natürlich kein 0:2-Rückstand aufholen. Dass es die Winterthurer versuchten, konnte man ihnen aber nicht absprechen. Der FCW rannte in der zweiten Halbzeit regelrecht an. Im letzten Drittel fehlte aber die Präzision, es gab Missverständnisse oder die Idee funktionierte nicht.
Und darum war der FC Zürich dem dritten Tor näher als die Winterthurer dem Anschlusstreffer. Bledian Krasniqi traf nach einem schönen Solo nur den Pfosten. Es war die beste Aktion in der zweiten Halbzeit. Das Beste am Abend war – zumindest aus Winterthurer Sicht – die Niederlage des FC Sion. Die Sittener verloren zu Hause gegen den FC Luzern 1:2. Damit bleibt der FCW auf dem 9. Platz. Als Stadion-Speaker Ruedi Kern die frohe Botschaft nach dem Spiel verkündete, jubelte die Schützenwiese ein wenig. Wenigstens einmal an diesem Abend.
Eine zweite gute Nachricht liess Trainer Berner in der Medienrunde verlauten. Ob er am Montag sein letztes Spiel für den FCW bestreite? «Ich glaube nicht», sagte der Trainer. Das deutet stark auf einen Verbleib in Winterthur hin.
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