Erstes Tor für Guillaume HoarauDer FCZ schwitzt in Sitten Blut und Wasser
Nach dem Abstiegskampf monieren die Zürcher fehlendes Fairplay des FC Sion. Mit dem 2:2 kann der FCZ aber deutlich besser leben als der Tabellenletzte.

Plötzlich verschwinden still und leise die Bälle, die sonst rund um das Feld liegen. Als ob es noch einen Beweis dafür gebraucht hätte, wie viel auf dem Spiel steht zwischen Sion und dem FC Zürich.
2:1 steht es für die Sittener zum Zeitpunkt des auffällig unauffälligen Ballschwundes im Tourbillon. Das Resultat könnte den Wallisern den Glauben zurückgeben im Abstiegskampf. Und es wäre das Horrorszenario für den FCZ, der noch näher an die Abstiegszone abrutschen würde.
Entsprechend unruhig wird es auf der Zürcher Bank. Irgendwann beklagt sich Marinko Jurendic beim vierten Offiziellen. Später sagt der FCZ-Sportchef: «Unter Fairplay verstehe ich etwas anderes.»
Sion stellt nach Körpergrösse auf
Irgendwie kann man die Sittener ja verstehen. Das hier ist für sie so etwas wie das Spiel der letzten Hoffnung (den Liveticker gibts hier zum Nachlesen). Sechs Punkte Rückstand haben sie auf den Barrageplatz. Also ziehen sie an allen Hebeln, die ihnen noch geblieben sind.
Trainer Marco Walker verändert seine Aufstellung im Vergleich zur Niederlage in Vaduz gleich auf sechs Positionen. Fast sieht es so aus, als habe er mit dem Messband aufgestellt. Guillaume Hoarau (1,94 m) und Léo Lacroix (1,97) spielen je ihr erst zweites Spiel von Anfang an, Christian Zock (1,90) komplettiert die Reihe der Spieler für das dritte Stockwerk.

Daneben wird an Emotionen ausgepackt, was halt so geht in einem leeren Stadion, in dem der Besucher die Vöglein in der Abenddämmerung pfeifen hört. Clubbesitzer Christian Constantin gibt ab Minute 20 den Offensivcoach. Immer auf Höhe der Sittener Angriffslinie tigernd. Sein Sohn Barthélémy brüllt auch mal dem Linienrichter aus zehn Zentimeter Distanz ins Ohr.
Es wummst und kracht mal wieder beim FC Sion. Und fast wirkt es so, als ob die Mannschaft all diese Aufregung und Hektik brauchen würde, um sich im Abstiegskampf zusammenzureissen. Der FCZ geht zwar schnell in Führung. Aiyegun Tosin profitiert in der 14. Minute von Zocks Ballverlust am eigenen Strafraum.
Aber für einmal brechen die Sittener nach einem Gegentor nicht ein. Sie tun das, was ihr Trainer danach zwar «als das absolute Minimum» bezeichnet. Was aber bereits eine fast schon bahnbrechende Steigerung im Vergleich zum Vaduz-Spiel bedeutet: Sie kämpfen, sie beissen, kratzen – und sie suchen den einfachen Weg zum Tor.
Der erste Ligatreffer für Hoarau
Das reicht, um gegen einen plötzlich passiven FCZ kurz vor und kurz nach der Pause die zwei Tore zum 2:1 zu erzielen. Das 1:1 in der 41. Minute ist Hoaraus erstes Ligator im Sittener Dress, das 2:1 der Debüt-Treffer für Musa Araz in der 52. Minute.
Aber wieder reicht es nicht für den ersten Sieg unter Walker. Der FCZ verdient sich den späten Ausgleich. Und vor allem verdient sich Fabian Rohner dieses 2:2 in der 85. Minute. Der 22-Jährige ist nach seiner Einwechslung bester Spieler auf dem Platz.
Am Ende könnten beide Seiten noch den Lucky Punch setzen – es bleibt beim 2:2. «Es war extrem wichtig, dass wir hier nicht verloren haben», atmet FCZ-Trainer Massimo Rizzo danach auf. Der Barrageplatz bleibt zwar nah. Aber die Zürcher halten die acht Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz.
Dort sitzt weiter der FC Sion, für den Matteo Tosetti danach aber trotzig sagt: «Wenn wir so spielen, haben wir eine Chance, den Abstieg zu verhindern.»
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