Der Kampf um die Traglufthalle ist lanciert
Hässliche Energieschleuder oder Hallenbad zum Spartarif? Am 20. Oktober stimmt Winterthur über die Anschaffung einer Traglufthalle fürs Hallen- und Freibad Geiselweid ab. Die Befürworter haben im Kampf um die öffentliche Meinung vorgelegt.

Politik in Badehosen: Die Fürsprecher der Traglufthalle haben sich am Samstag mit Transparenten in einen Judd-Brunnen in der Steinberggasse gesetzt. Trockener tat zwei Tage später der Stadtrat seine Meinung zur Abstimmungsvorlage vom 20. Oktober kund. Er lehnt das aufblasbare Winterdach für das grosse Becken im Freibad Geiselweid ab, aus Energie- und Kostengründen.
Markus Enz findet diese Erklärung dürftig. Der Hettlinger präsidiert den Trägerverein Traglufthalle Geiselweid, der für die Halle 50 000 Franken gesammelt hat. Der Verein, der sich nun auch im Abstimmungskampf engagiert, hat damit eine Abmachung eingelöst, die in der langen Vorgeschichte einst mit dem früheren Sportstadtrat Stefan Fritschi (FDP) getroffen worden war.
Heute heisst der Sportstadtrat Jürg Altwegg und hat ein «grünes» Parteibuch. Die Grünen waren mit der AL die einzigen, die im Parlament immer geschlossen gegen das Projekt agierten, im Schlussgang mit Unterstützung der SVP. Die SP trat gespalten auf. GLP, FDP, CVP und EVP unterstützten das Projekt.

Altwegg sagt, der Stadtrat habe durchaus triftige Argumente. Die rund 2,3 Millionen Franken, die das Dach kosten würde, könne sich die Stadt im Moment nicht leisten. «Wir haben einen Investitionsstau und müssen Prioritäten setzen.» Und Ökologisch gesehen sei die Traglufthalle eine «Energieschleuder», auch wenn sie mit Fernwärme aus der KVA betrieben werde. Gerade im Winter reiche die Abwärme der KVA oft nicht aus, um das ganze Fernwärmenetz zu bedienen, dann müsse mit Gas oder Öl nachgeheizt werden.

Enz, studierter Physiker, sieht die Sachlage anders: Die meisten Tage habe die KVA heute auch im Winter einen Wärmeüberschuss. Zudem sei die Abwärme in der Traglufthalle effizienter eingesetzt als in der Stromproduktion mit ihren hohen Wirkungsverlusten. Die Halle, rechnet er vor, benötige etwa die Hälfte der Energie des gesamten Hallenbades Geiselweid (inklusive aller Nebenräume). Noch besser sei die Kosteneffizienz. Ein neues Hallenbad koste das Zehnfache, so Enz. Und die Betriebskosten von weniger als einer halben Million Franken fielen bei den Betriebskosten des «Geisis» von über 3,5 Millionen Franken kaum ins Gewicht.
Elegante Lösung?
Und städtebaulich? Enz sagt, die Halle stehe, anders als das 2012 vom Volk abgelehnte Cabriodach, ja nur in den Wintermonaten. Er nennt sie eine «eleganten Lösung», die für das Quartier eher eine Aufwertung bringe – wohl wissend, dass er sich damit als Auswärtiger exponiert. Gegner wie Reto Diener (Grüne) sprechen vom «hässlichen Ballonwurm» und betonen, dass Hausbesitzer im Quartier bereits wegen Kleinigkeiten mit der Denkmalpflege verhandeln müssten.
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