Der Kantonsrat will bei der KSW AG keine Kompromisse machen
Heute Vormittag hat das Parlament das KSW-Gesetz verabschiedet. Das Kantonsspital Winterthur (KSW) soll von einer öffentlich-rechtlichen Anstalt in eine private AG ausgelagert werden - ohne irgendwelche Extrawürste.

Nach der fünfstündigen Monsterdebatte vor einer Woche ging das ungleiche Tauziehen um das neue Gesetz zur Auslagerung des Kantonsspital Winterthur (KSW) gestern in die nächste Runde. Die grössten Pflöcke waren bereits eingeschlagen: Die Frage der Rechtsform (privat-rechtliche Aktiengesellschaft), die Frage der Beteiligung des Kantons (die ersten fünf Jahre zu hundert Prozent, danach kann er die Mehrheit der Aktien verkaufen) und wer das Vorkaufsrecht bekommt (Die Stadt Winterthur und Gemeinden der Spitalregion, nicht aber öffentlich-rechtliche Anstalten).
Die Gräben zwischen der Linken und dem Mitte-Rechts-Lager waren unüberbrückbar tief. Beide Seiten warfen sich ideologische Verblendung vor. Einzig in einem Bereich fand man sich: Als es darum ging die parlamentarische Kontrolle zu stärken, bei der Festlegung der Eigentümerstrategie und bei der Wahl des Verwaltungsrats nämlich.
Heute Montagvormittag war die Minderheit aus AL, Grüne und SP erneut vergeblich um «Schadensminderung» bemüht. Sie verlangte zum Beispiel, dass das KSW seine Pläne beim Personal und zur Ausbildung, sowie Investitionen und Immobilien in seiner Eigentümerstrategie offenlegt. «Will das KSW auf dem Markt bestehen, muss es um gutes und motiviertes Personal bemüht sein», sagte Andreas Daurù (SP, Winterthur).
Immobilien: Linke flirtet mit dem Delegationsmodell
Bei der Frage, wie mit den KSW-Immobilien umzugehen sei, argumentierten Grüne und AL erneut mit «too big to fail»: «Das Risiko trägt auch bei einer vollprivatisierten AG der Steuerzahler», ist Kathy Steiner (Grüne, Zürich) überzeugt. Die Gefahr, dass sich der Kanton wegen Immobilienspekulationen des Spitals verschulde, sei gross, meinte Kaspar Bütikofer (AL, Zürich). «Und zur Frage der Staatshaftung im Falle eines Konkurses ist die Kommission nie im Detail informiert worden. Hier entscheiden wir nach dem Motto ‹Liebe, Glaube, Hoffnung›», schob Thomas Marthaler (SP, Zürich) nach.
Richtig feurig wurde die Debatte nochmals bei der Frage, als es um das Baurecht ging. Das Gesetz sieht vor, dass der Kanton die KSW-Immobilien verkaufen und der neuen AG das Land im Baurecht übertragen kann. «So würde der Kanton zwar von den Baurechtszinsen und Wertsteigerungen profitieren, aber nur solange das KSW in seinem Besitz bleibt», mahnte Esther Straub (SP, Zürich).
Die Linke hätte das sogenannte Delegationsmodell bevorzugt, wie es für die Universität Zürich bereits gilt und für das Universitätsspital Zürich diskutiert wird. Dabei träte die KSW AG – nach wie vor im Besitz des Kantons – als Bauherrin und Planerin auf. Der Rat müsste geplante Investitionen jedoch jeweils bewilligen. Neubauten gingen so wesentlich zackiger voran, der mühselige jahrelange Hürdenlauf durch die Verwaltung bliebe dem Spital erspart.
Keine «Extrawurst» fürs KSW
Weder Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) noch Markus Schaaf (EVP, Zell) wollten eine solche «Extrawurst» fürs KSW in Kauf nehmen: «Allen anderen ausgelagerten Spitälern wurde das Baurecht ebenfalls längst übertragen», sagte Schaaf. Er hält das Risiko für kalkulierbar, während die SP wettbewerbsgetriebene «Investitionen in Überkapazitäten» und «Rüstungswettläufe» befürchtet. Damit züchteten die Spitäler neue Immobilienblasen heran und trieben die Kosten im Gesundheitwesen in die Höhe.
SVP und FDP liessen sich von solch Szenarien aber nicht beeindrucken. «Seien wir konsequent und geben das Land im Baurecht ab», forderte Benjamin Fischer (SVP, Volketswil). Und dafür, im Gesetz die Aushandlung eines Gesamtarbeitsvertrages zu verankern, liess sich die Ratsmehrheit nicht erweichen.
Referendum angekündigt
SP-Kantonsrat Markus Späth (SP, Feuerthalen) würdigte in seiner Bilanz aus Fraktionssicht zwar die Arbeit der vorberatenden Kommission. So wie die Vorlage heute aber aussehe, sehe man sich zum Referendum gezwungen. Ein solches hat der Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich bereits beschlossen, auch gleich zur geplanten Auslagerung der Integrierten Psychiatrie Winterthur-Zürich Unterland.
Darüber wird erst in vier Wochen beraten. Dann findet auch die Schlussabstimmung zu beiden Vorlagen statt.
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