Skiakrobat Pirmin WernerDer Weltcupsieger, der sich aufs Turnfest freut
Pirmin Werner aus Alten hat die Aerials-Saison mit einem Weltcupsieg begonnen und beendet. Der Weinländer spricht über Niederlagen und Erfolge, lobt einen jungen Ukrainer und sagt, was er als Nächstes vorhat.

Platz 1 Anfang Dezember in Finnland, Platz 1 letzten Sonntag in Kasachstan. Dazu wie 2021 der 3. Gesamtrang im Weltcup. Alles gut, könne man meinen. Wären da nicht die Sachen dazwischen. Vor allem die WM in Georgien. «Die grösste Enttäuschung der Saison», sagt Pirmin Werner über seinen 19. Platz. «Dabei wäre ich ready gewesen.» Wegen des Windes wurde eines der zwei Qualifikationsspringen gestrichen. Werner missglückte dieser eine Versuch und verpasste den Final der Top 12. «Bei uns ist der Grat zwischen Niederlage und Erfolg extrem schmal», bemerkt der zweifache Olympiavierte aus Alten.
Auch die Weltcups zwischen den beiden Siegen verliefen nicht ganz berauschend. «Ich muss im Sommer an meiner Konstanz arbeiten», meint er. Bitter war der 9. Platz am Heim-Weltcup in St. Moritz. Nicht wegen der Leistung, die er vor Familie, Freunden und Kollegschaft aus dem TV Henggart ablieferte, sondern wegen der tiefen Wertung der Richter. «Sport ist manchmal hart», gibt sich Werner diplomatisch. «Aber er kann auch Freude bereiten.» Wie am Sonntag in Kasachstan.

Dort nahm er mit fünf Schrauben volles Risiko. Das Ziel: Er wollte den Amerikaner Christopher Lillis von Platz 3 der Gesamtwertung verdrängen. «Wenn ich gut lande, bin ich weit vorne. Wenn nicht, habe ich wenigstens alles probiert», sagte er sich. Alles ging auf. Werner siegte wie beim Saisonstart in Finnland vor Teamkollege und Weltmeister Noé Roth und schubste Lillis vom Podest. Deshalb sagt er: «Im Allgemeinen bin ich sicher zufrieden: Zwei Siege in einer Saison hatte ich noch nie, und dann noch der 3. Gesamtrang.»
Die fehlenden Russen und der Junge aus der Ukraine
In Kasachstan trat Werner, erst 23-jährig, als zweitältester Starter an. «Vor vier Jahren war ich noch der Jüngste…» Generell lag der Altersdurchschnitt unter jenem anderer Saisons. Die Gründe. Erstens: Nach den Olympischen Spielen in Peking legten die besten Springer Chinas eine Pause ein, sie werden nächste Saison zurückerwartet. Zweitens: Weil Russland und Weissrussland von allen Wettbewerben des Internationalen Skiverbandes ausgeschlossen sind, fehlten ein paar Routiniers – Maxim Burow, der Weltcup-Gesamtsieger 2021 und 2022, etwa oder sein Bruder Ijia Burow, der Olympiadritte 2022. Russen und Weissrussen bestritten untereinander Wettkämpfe. Werner habe keinen persönlichen Kontakt mit Athleten beider Länder. Den gebe es zwischen ein paar Kasachen mit Springern aus Weissrussland oder unter Trainern. Drittens: Die Konkurrenz wird jünger. Bestes Beispiel dafür ist der 21-jährige Ukrainer Dmytro Kotovskyi.
«Schon vor einem Jahr war mir bewusst, dass er gefährlich werden kann», sagt Werner über Kotovskyi. Mit einem 4. Rang als Weltcup-Bestresultat war der Ukrainer in die Saison gestiegen. Jetzt schloss der zweifache Saisonsieger die Gesamtwertung hinter Roth und vor Werner auf Rang 2 ab. Noch immer mit dabei ist Oleksandr Abramenko, Olympiasieger 2018 und Olympiazweiter 2022; im Januar erlitt er einen Kreuzbandriss. Schweizer und Ukrainer kennen sich vor allem aus den Trainings auf der Sommerschanze in Mettmenstetten. «Wir haben es sehr gut mit ihnen», sagt Werner.
Bei den Würfen wird er kaum brillieren
Der Aufbau auf die nächste Saison beginnt Ende April. Bis dahin will er «die Zeit zu Hause geniessen, entspannen und in der Schweiz etwas Ferien machen». Und er dürfte ein paar Abende im TV Henggart verbringen. Denn sein nächster Wettkampf steht bereits im Juni an: das Zürcher Kantonalturnfest im Weinland.
Der einstige Kunstturner wird dort mit der Sektion am Barren und in der Gerätekombination am Start sein. Als Zugabe tritt er mit einer Kollegin im Sie&Er im Leichtathletik-Sechskampf an. «Das wird sicher interessant… Ich lasse es auf mich zukommen.» Lauf, Weitsprung und Hochsprung seien zu bewältigen. «Aber in den Wurfdisziplinen werde ich kaum brillieren. Ich nehme das in Kauf, es soll ja vor allem Spass machen.» Wird es auch, wie man die Turner kennt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.