Aus dem Bildarchiv der Winterthurer BibliothekenDer zärtliche Staubsauger
Vor 100 Jahren waren Staubsauger noch keine handlichen Geräte, sondern fixer Teil des Gebäudes. Die Begeisterung für diese Technik brachte manche ins Schwärmen.

Als 1916 das Kunstmuseum Winterthur beim Stadthaus eröffnet wurde, waren Staubsauger noch keine alltäglichen Geräte und wurden vor allem in wohlhabenden Haushalten, Kirchen, Buchdruckereien (zum Reinigen der Setzkästen), Krankenanstalten (zum Absaugen von Matratzen) oder in grossen öffentlichen Gebäuden wie Museen oder Bibliotheken verwendet.
In der Regel waren das nicht tragbare Apparate, sondern Zentralgeräte mit einem im ganzen Haus verzweigten Rohrsystem. So war es auch im Kunstmuseum Winterthur, wo eine zentrale Staubsaugeranlage der Gebrüder Sulzer AG eingebaut worden war.
Dass es überhaupt Fotos davon gibt, geht möglicherweise auf die technische Begeisterung von Ingenieur Max Hottinger zurück, der 1925 in der Zeitschrift für Architektur, Kunstgewerbe und Freie Kunst «Das Werk» den zentralen Staubsaugeranlagen im Allgemeinen und jener des Kunstmuseums Winterthur im Speziellen einen längeren Artikel mit Bildern widmete.
Staubsaugen mit Hingabe
Die Leidenschaft, ja fast Zärtlichkeit, mit welcher der Autor die Wichtigkeit der passenden Mundstücke und Bürsten beschreibt, ist irgendwie berührend. Da wird nicht einfach gestaubsaugt, sondern «beim einmaligen Überstreichen ein möglichst breiter Streifen gereinigt» oder im Fall von losen Haaren auf Teppichen «ganz leicht mit einem Bürstenmundstück darüber hingefahren».
Wie sinnlich Staubsaugen sein kann, zeigt auch dieses Bild aus dem Kunstmuseum Winterthur. Schauen Sie sich nur das Gesicht des Putzmannes an. Ist das nicht Hingabe pur?
Diese Serie erscheint in Zusammenarbeit mit der Sammlung Winterthur der Winterthurer Bibliotheken.
Fehler gefunden?Jetzt melden.