Sekundarschule SeuzachGeplanter Ausbau um ein Drittel günstiger
4,5 statt 7 Millionen Franken: Ein Bauprojekt für neue Lernlandschaften wird nach Kritik an den Kosten nun deutlich günstiger budgetiert.

Er sei der Schulpflege sehr dankbar, sagt David Jenni, Präsident der Seuzemer GLP. «Dafür, dass sie den Fächer noch einmal geöffnet und Alternativen geprüft hat.» Er ist an diesem Mittwochabend soeben durch die Turnhalle im Sekundarschulhaus geschlendert und hat die überarbeiteten Pläne für den Ausbau studiert. «Über den viel günstigeren Preis habe ich gestaunt.» Statt 7 soll der Ausbau nun noch 4,5 Millionen Franken kosten.
Ursprünglich wollte die Schulpflege die Trakte 3 und 4 (siehe Karte) miteinander verbinden sowie einen Teil des Trakts 1 umbauen. Die hohen Kosten sorgten für viel Kritik. Unter anderem von Jenni. Nun soll ein Modulbau an den Trakt 3 angeschlossen werden, doch dazu später mehr.
Am Mittwochabend zeigte sich auch die Anwohnerin und ehemalige Primarschulpflegerin Monika Sengör vom neuen Projekt begeistert: «Ich unterstütze es voll und werde für die Abstimmung mobilisieren.» Sie war eine der ärgsten Kritikerinnen des alten Projekts und lobte, dass die Schulpflege diesen Widerstand ernst genommen habe.
Selbstständigeres Lernen braucht mehr Platz
Hintergrund des geplanten Ausbaus ist ein neues pädagogisches Konzept, mit dem sich die Sekundarschule Seuzach schon seit über sieben Jahren beschäftigt. In sogenannten Lernlandschaften (Lela), einer Art Grossraumbüro mit fixen Arbeitsplätzen, sollen die Jugendlichen während etwa eines Drittels des Unterrichts selbstständiger und vernetzter lernen. So sollen sie besser auf die Arbeitswelt vorbereitet werden, die immer mehr Eigenverantwortung verlangt.

Durch ein Pilotprojekt in provisorischen Containern wurde das Konzept in Seuzach für gewisse Klassenzüge bereits seit 2017 umgesetzt. Die Erfahrungen waren so gut, dass die Schulpflege Ende 2019 entschied, ganz auf dieses Modell umzusteigen. «Wenn jemand schlechter in Mathe ist, kann er oder sie in der Lela mehr Zeit dafür verwenden und dabei auch von den Mitschülern profitieren», sagt Myriam Watzlaw von der Schulpflege.

Schulleiter Pascal Merk spricht von einem «bewährten System». Klassenlehrerin Martina Kornmayer findet, sie merke in der Lela deutlich schneller, wer in welchem Bereich mehr Mühe habe. Unter anderem führen die Lehrpersonen mit den Schülern regelmässig Coaching-Gespräche durch.
Mehr Lernlandschaften brauchen aber auch mehr Platz. Im Sommer 2020 kam ein Projektierungskredit zwar knapp durch, die Kritik an den prognostizierten Baukosten von rund sieben Millionen Franken war aber gross. Im Nachgang gab es zudem mehrere – erfolglose – Beschwerden an den Bezirksrat.

Zudem trat der bisherige Schulpräsident Erich Jornot zurück. Sein Nachfolger Sven Thali erkannte «den ausgeprägten Sparwillen» und stellte das ursprünglich geplante Projekt wieder infrage. Das am Mittwochabend auf dem Schulareal vorgestellte Projekt hat deshalb ein deutlich kleineres Preisschild von 4,5 Millionen Franken.

Dies wird durch einen Holzmodulbau, Trakt 5 genannt, auf dem Pausenplatz möglich. Heute stehen dort bereits die provisorischen Lela-Container. Der Neubau würde zweistöckig. Zwei Lelas für insgesamt 200 Jugendliche sowie zehn grosse und kleine Gruppenräume sind darin vorgesehen. Der obere Stock würde durch eine Passerelle mit dem Obergeschoss des Trakts 3 verbunden. Bei Bedarf könnte der Bau auch aufgestockt werden.

Ausser im Neubau soll auch im Trakt 1 (neben dem roten Platz) Raum für Lelas geschaffen werden. Dafür würde das erste Obergeschoss ausgehöhlt. Ein Lift soll ebenfalls angebaut und die Schule so deutlich hindernisfreier werden. Auch beim Modulbau ist ein Lift vorgesehen.
Abstimmung im Dezember
Von den 4,5 Millionen Franken würde die Schule ein Drittel an Eigenmitteln beisteuern. Aufgrund drohender Negativzinsen käme diese Investition laut Finanzvorsteher Michael Kind gerade gelegen.
Abgestimmt wird an der Versammlung vom 1. Dezember. Schulpräsident Thali zeigte sich am Mittwochabend zuversichtlich. «Bisher habe ich nur positive Reaktionen erhalten.» Viele würden schätzen, dass so transparent informiert werde. Eine Gruppe ehemaliger Kritiker habe sich davon umstimmen lassen.
Sollte die Versammlung dem Bau zustimmen, würde er erst im Sommer 2023 starten. Dies aufgrund pandemiebedingter Lieferverzögerungen, wie es im beleuchtenden Bericht heisst. «Auch ist für die kommenden 12 Monate mit einer Preisberuhigung auf den Rohstoffmärkten zu rechnen.»
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