Laienschauspieler aus Wiesendangen«Die Leute wollen Gesichter sehen, die sie kennen»
Seit 40 Jahren spielt Fritz Wiesendanger für die Theatergruppe des Gemischten Chors Schneit. Ein Auftritt ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben.

Fritz Wiesendanger will verhindern, dass seine Theatergruppe das gleiche Schicksal ereilt wie den Gemischten Chor Schneit. Dieser hat sich vor rund einem Jahr nach 80-jährigem Bestehen aufgelöst. Offiziell gibt es den Verein zwar weiterhin, die letzte Chorprobe fand jedoch im Dezember 2021 statt. Dem Chorleiter wurde per Ende 2021 gekündigt.
Die Theatergruppe, einst ein Nebenprojekt des Chors, bleibt jedoch aktiv – und führt am 24. und 25. März im Hagenbucher Schulhaus Fürstengarten die Kriminalkomödie «Kreuzmordrätsel» auf. «Ich bin eine der treibenden Kräfte dahinter», sagt Wiesendanger.
Derzeit probt der 75-Jährige sein 40. Stück mit der Theatergruppe aus Hagenbuch. «Wir spielen seit Jahren in der gleichen Besetzung, und alle acht Schauspielerinnen und Schauspieler haben ein irrsinnig gutes Verhältnis zueinander», sagt Wiesendanger. Sein Jubiläumsstück hätte bereits in den vergangenen drei Jahren aufgeführt werden sollen, die Auftritte wurden wegen der Corona-Massnahmen aber allesamt abgesagt.

Der pensionierte Bauer aus der Wiesendanger Aussenwacht Stegen kennt auch viele jüngere Leute, die Freude am Schauspielern haben. «Ich hoffe, dass ich einige für eine Mitgliedschaft in einem neuen Theaterverein begeistern kann», sagt er. Einen solchen wolle er innerhalb der nach wie vor bestehenden Vereinsstrukturen des Gemischten Chors aufbauen. Einfach sei das jedoch nicht: «Die Theatergruppe ist seit der Auflösung des Chors finanziell auf sich allein gestellt – ich hoffe, dass die Auftritte im März ein wenig Geld in die Kasse spülen.»
Neuer Theaterverein geplant
Auch im Gemischten Chor Schneit war Wiesendanger vor dessen Auflösung 52 Jahre lang Mitglied. Bei früheren Abendunterhaltungen habe er vor den Theateraufführungen jeweils noch mit dem Chor gesungen. «Ich habe im Gespräch mit Leuten aus dem Publikum gemerkt, dass viele auch wegen des Theaters kamen», sagt er.
Den Publikumskontakt mag Wiesendanger am Laientheater besonders: «Es ist schön, den Leuten eine Freude machen zu können». Ausserdem sei das Auswendiglernen der Drehbücher ein gutes Training für das Gedächtnis. Ans Aufhören habe er während seiner 40-jährigen Laufbahn als Laienschauspieler nie gedacht – zu viele positive Erinnerungen verbindet er mit der Theatergruppe.
Ersatzmann aus Freiburg
Eine Aufführung ist Wiesendanger besonders in Erinnerung geblieben: «Ein Schauspieler fing sich kurz vor dem Auftritt Mumps ein, und ich musste einen Ersatz auftreiben.» Nach mehreren erfolglosen Telefonaten mit weiteren Theatergruppen aus der Region, die das betroffene Stück schon gespielt hatten, sei er schliesslich auf eine Gruppe aus Freiburg gestossen. Als er bei einem der Schauspieler anrief, habe seine Mutter abgenommen und gesagt: «Er ist noch in der Schule, aber der kommt sicher.» Und so habe er ihn wenige Stunden später in Winterthur am Bahnhof abgeholt, worauf der damalige Student in Hagenbuch ohne weitere Proben einen makellosen Auftritt hinlegte.

Dabei habe sich gezeigt, dass es sich für Laiengruppen lohne, die Originaldrehbücher jeweils nicht allzu stark abzuändern. Eine langfristige Zusammenarbeit mit Schauspielern aus anderen Regionen kann Wiesendanger sich aber nicht vorstellen. «Wir haben uns schon überlegt, mit einer anderen Theatergruppe zu fusionieren. Es hat sich aber gezeigt, dass die Leute vor allem zu unseren Aufführungen kommen, weil sie Gesichter sehen wollen, die sie auch persönlich kennen», begründet er seine Haltung.
«Kreuzmordrätsel» – Kriminalkomödie in drei Akten: Am Freitag, 24. März, und am Samstag, 25. März jeweils um 20 Uhr im Schulhaus Fürstengarten in Hagenbuch.
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