Renditeobjekt SportkartenDiese Sammelkarte kostet 5,2 Millionen Dollar
Ein Unternehmer hat eine seltene Baseballkarte für einen Rekordwert erstanden. Sammelkarten sind vom Hobby zum Investment geworden, mit Renditen wie im Aktienmarkt.

In Nordamerika hat der Boom mit Sportkarten zu einem Rekord geführt: Eine Baseballkarte aus dem Jahr 1952 ist für 5,2 Millionen Dollar (4,6 Millionen Franken) verkauft worden. Es handelt sich um nur eine von neun Karten des legendären New-York-Yankees-Spielers Mickey Mantle – und es soll die am besten erhaltene sein. Sie erhielt von der Bewertungsfirma Professional Sports Authenticator (PSA) den Zustandswert Mint 9. PSA untersucht wertvolle Karten genau und verpackt sie danach in einer fix verschlossenen Schutzhülle. Eine perfekte Karte erhält die Bewertung 10 und hat somit von allen Karten dieser Art den höchsten Wert.
Der bisherige Rekord wurde im August 2020 ebenfalls mit einer Baseballkarte erzielt. Die «Rookie»-Karte aus der ersten Saison des noch aktiven Mike Trout wechselte für knapp 4 Millionen Dollar den Besitzer. Den Handel mit den Sammelkarten auf ein neues Preisniveau erhoben hat, einmal mehr, die Corona-Pandemie, wie US-Medien analysieren.
Die zu Hause festsitzenden Menschen entdeckten einerseits ein altes uramerikanisches Hobby neu, andererseits fanden Investoren neue Renditeobjekte. Der Unternehmer Rob Gough steht für beides, wie er sagt. Er habe seit seiner Kindheit davon geträumt, diese Karte zu besitzen. Als Schauspieler und Unternehmer hatte er nun die finanziellen Möglichkeiten dafür.

Ob er die Karte behält oder als Renditeobjekt später wieder verkaufen will, verriet er nicht. Ein Blick in seine Geschichte zeigt, dass er ein gutes Händchen für gewinnbringende Investitionen hat. Gough stieg schon bei einigen Firmen ein, die er für mehr Geld wieder verkaufen konnte, zuletzt war das die Kleiderfirma Dope. Doch auch für den Vorbesitzer der Mickey-Mantle-Karte war das Sammelobjekt ein gutes Renditeobjekt – er zahlte einst 2,8 Millionen dafür, hat nun also 2,4 Millionen Dollar Gewinn gemacht.
Modernere Karten im Trend
Der Markt boomt nicht nur mit Baseballkarten, von welchen letztes Jahr gleich mehrere für bis zu 3 Millionen Dollar den Besitzer wechselten. Auch Basketballkarten der Superstars LeBron James und Giannis Antetokounmpo wurden für siebenstellige Beträge verkauft. Das ist für mögliche Einsteiger in das Geschäft mit Sammelkarten eine gute Nachricht: Der Trend geht weg von den alten Legenden der 50er- oder 60er-Jahre hin zu moderneren Karten. 2020 war die deutliche Mehrheit der wertvollsten Karten aus dem 21. Jahrhundert.

Im letzten Jahr waren in US-Supermärkten die Pakete und Boxen mit neuen Karten oftmals ausverkauft. Der Boom der Sportkarten ist allerdings zwar nicht neu, schon seit einigen Jahren nehmen die Verkaufspreise stetig zu, Corona hat aber nochmals einen unerwarteten Schub gegeben. Ob dies nachhaltig ist, lässt sich noch nicht sagen, schon in den 1990er-Jahren brach der Markt einmal zusammen. Noch 1991 zog eine Kartenmesse über 100’000 Interessierte an, zur Jahrtausendwende waren es dann 25’000. Nun ist man wieder auf einem Höhepunkt, die Karten für die Convention 2020 waren rasant ausverkauft. Weil Corona die Messe verhinderte, nahmen die Onlineaktivitäten auf Youtube- oder Twitch-Kanälen zu.
Einstiegschance Fussballkarten?
In der Schweiz waren Sportkarten lange Zeit eher weniger verankert, man kannte vor allem die Klebebilder von Panini. Mittlerweile sind auch Fussballkarten beliebt. Die Hersteller Panini und Topps werfen jede Saison mehrere Karten pro Spieler auf den Markt, sei es für den Club, für die Champions League, das Nationalteam oder sonstige Spezialkarten. Die beiden Anbieter haben jeweils Lizenzen für bestimmte Ligen und kämpfen momentan um die Vorherrschaft. Fussballkarten sollen aufgrund des weltweiten Interesses für den Sport der nächste grosse Markt werden, ob es zu Wertsteigerungen wie in Nordamerika kommt, ist aber alles andere als gewiss.
Einsteiger treffen jedoch noch tiefe Preise an. Wer auf neue Karten setzt, braucht aber Geduld – die gefragtesten Karten sind meist jene aus dem ersten Spieljahr der Stars. Letztes Jahr wurde beispielsweise eine Lionel Messi «Rookie Card» aus seiner Debütsaison 2004/05 für 16’000 Dollar versteigert. Aber auch Spezialkarten von Weltmeisterschaften oder sonstige Sondereditionen können einige Hundert bis Tausende Franken kosten.
Pokémon-Karte für 350’000 Dollar
Einen noch grösseren Markt für Kleininvestoren gibt es bei den Pokémon-Karten. Diese sind bei Kindern seit Jahren beliebt und werden wie die Sportkarten in Nordamerika über Plattformen gehandelt. Wer glaubt, eine besonders wertvolle Karte zu besitzen, kann diese auch von Firmen wie PSA oder BGS bewerten und verschliessen lassen. Dazu ist aber etwas Geduld nötig, aufgrund des Kartenbooms warnt PSA beispielsweise, dass es derzeit sechs bis acht Monate dauere, bis die Karte begutachtet, eingerahmt und zurückgesandt werde.
Preise wie in der Sportwelt gibt es bei den Spielkarten allerdings noch nicht, doch die erst seit 1996 existierenden Pokémon-Karten holen auf. Seltene Exemplare bringen einige Zehntausend Franken ein, und im Dezember 2020 ging ein «Schattenloser, holografischer Glurak» mit der PSA Bewertung 10 für 350’000 Dollar an den neuen Besitzer. Auch hier treibt offenbar ein Boom die Karten zu Rekordwerten.

Wem Sammelkarten überhaupt nicht zusagen, hat weitere Möglichkeiten, um sein Geld ausserhalb der Aktienmärkte anzulegen und deren Rendite sogar zu übertreffen, sei es mit Lego-Sets, Erstausgaben von Büchern, Single Malt Whiskys, Handtaschen oder sogar Überraschungseiern. Lesen Sie hier, was sich als alternative Anlage eignet und worauf man dabei achten sollte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.