Ein Sommer allein genügt selten
Felix Hollenstein hat sein Leben lang Eishockey gespielt oder gedacht. Er war die Leaderfigur in den beeindruckenden Klotener Meisterjahren von 1993 bis 1996. Schon als Captain führte er die Mannschaft auch neben dem Eis. Er ist dermassen mit Kloten verbunden, dass die Lokalität seines Hochzeitsfestes keine andere als der Schluefweg selber sein konnte. Das alles führte dazu, dass er selbst nach der schnöden Vertreibung aus Kloten nicht mit dem Klub brach. Er kehrte zurück, als Not am Mann war und die Mannschaft im Elend steckte. Beinahe von Spiel zu Spiel war das Team im letzten Winter tiefer in den Sumpf gerutscht. Der ungute Lauf endete in den Playouts. Die Flyers gehen im Vergleich zum letzten Jahr erneut mit einer neuen Führungscrew in die Saison. Der CEO heisst nun Mathias Berner und hat Qualitäten. Im Marketingbereich ist mit Lukas Hammer ein neuer Mann tätig, Sportchef André Rötheli leitete im letzten Winter mit seinen Analysen die Rückkehr Hollensteins ein. Was zerstört wurde … Ist jetzt also alles wieder gut, gelingt die Rückkehr in die Playoffs problemlos? Viele glauben das, doch die Realität sieht in solchen Fällen meistens anders aus. Denn die Eishockey-Erfahrung lehrt: Was in einem Winter zerstört wurde, die Spielkultur und das Selbstvertrauen nämlich, kann höchst selten in einem Sommer allein korrigiert werden. Das betrifft nicht nur taktische und technische Fragen, sondern eben auch den mentalen Bereich. Daneben gilt es als Fakt festzuhalten: Die Mannschaft, die in den Playouts spielte, hat weiter an Substanz verloren. Denis Hollenstein, Samuel Walser und Raffaele Sannitz waren letzte Saison Stammstürmer, sie sind nicht mehr hier. Martin Gerber im Tor war der wichtigste und beste Transfer, den die Flyers tätigten. Die Zuzüge weiterer Schweizer Spieler wurden teilweise schon im letzten Winter eingeleitet. Doch die neuen Namen werden kaum NLA-Ansprüchen gerecht. Aurelio Lemm ist schon mehrmals in der höchsten Liga gescheitert, Gian- Andrea Randegger präsentiert sich wenigstens als kräftige Alternative für den Sturm, Yves Müller dürfte erneut den Sprung ins Team nicht schaffen. Janick Steinmann muss beweisen, dass er mehr als nur Mitläufer ist. Cyrill Bühler wäre der einzige der Neuen, der diskussionslos einen Platz im Team hätte, aber er fehlt noch rund vier Wochen. Ob Romano Lemm die Folgen des operativen Eingriffs an seinem Kopf definitiv überstanden hat, wird sich weisen. Auch hier sagt die Erfahrung, dass er gut nochmals ein Jahr Geduld haben muss, um an das Niveau von früher heranzukommen. Die (späte) Verpflichtung der zwei Ausländer Peter Mueller und Jim Vandermeer war unter diesen Gesichtspunkten enorm wichtig. Auf die zwei sind die Klotener enorm angewiesen. Defensiv, so scheint es zumindest, sind die Flyers gut aufgestellt. Aber das alleine reicht nicht zu einer lockeren Playoff-Qualifikation. Das wird auch Realist Hollenstein nicht anders sehen. Er hatte einen harten Einstand im Februar, er steht vor einem schweren Winter 2013/14. Wenn das allen Beteiligten bewusst ist, dann kann das Unternehmen Playoff gelingen. Der Coach Hollenstein vergisst nie, was dem Spieler Hollenstein passierte, als 1992 Conny Evensson als Trainer nach Kloten kam: «Ich wollte diesen Mann nicht enttäuschen, ich hätte alles für ihn getan.» Was Evensson aus dem Team machte, war hervorragend. Vieles von Evensson ist auch in Hollenstein drin – nicht nur der dicke Ordner mit Übungen, die er sich beim Schweden abgeschaut hat und von denen er noch heute überzeugt ist, dass sie die richtigen sind. 35 Partien in den dreieinhalb Monaten bis Weihnachten stehen den Flyers bevor. Im Dezember spätestens werden sie wissen, in welche Richtung sie im neuen Kapitel unterwegs sind.
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