
Wie Engerlinge sehen sie aus. Diese eigentlich süssen, kleinen Knöpfe, die von ihren ultracoolen Hipster-Eltern in beige Kleider gesteckt werden. Kappe: cremeweiss, Pullover: sandfarben, Hose: elfenbeinig, Schuhe: im Eierschalen-Ton. Und dann sind die Klamotten auch noch so hässlich gerippt.
Wer tut den Kleinen so was an? Papis und Mamis in der Stadt Zürich, die sich alle Mühe geben, selbst so auszusehen, als hätten sie sich beim Anziehen am Morgen überhaupt keine Mühe gegeben. Und das sind viele. Auf jedem Spielplatz tummeln sich die armen kleinen, bleichen Mehlwürmer, die von weitem mit dem Sandkasten zu verschmelzen drohen.
Dabei gibt es so herzige Kinderkleider. Mit grünen Elefanten und violetten Mäusen. Pullover mit kuschligen Hasenohren, die man hochfalten kann. Oder mit Fröschen, deren Maul sich per Reissverschluss verschliessen lassen.

Kleinkinder zwischen zwölf Monaten (oder einfach sobald sich der komisch geformte Kopf entbeult hat) und fünfjährig sehen eh in allem herzig aus. Sogar die schrecklichen weissen, mit Spitzen besetzten Mädchenkleider, die Oma auf dem Estrich gefunden hat, wirken an den tollpatschigen Dreikäsehochs entzückend. Nicht einmal die mit Schleifen bestückten Quäker-Sommerhüte können diese unschuldigen Gesichter entstellen. Das schaffen nur beige Kleider.
Der Umzug nach Nohl kommt uns deshalb gerade rechtzeitig. Im Weinland trifft man auf den Spielplätzen noch auf anständig buntangezogene Kinder, die einem beim «Sändele» auch aus der Ferne problemlos ins Auge stechen – wie Gummibärchen statt Engerlinge.
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Kolumne Landluft – Eltern mit Engerlingen statt Gummibärchen
In der Stadt Zürich sind Väter und Mütter einem schrecklichen Trend erlegen: Sie kleiden ihren zuckersüssen Nachwuchs in Beige.