ImmunitätspassErhalten Covid-19-Immune einen Extra-Ausweis?
Ein Dokument könnte in Zukunft Personen abgegeben werden, die nicht mehr ansteckend sind. Die Arbeiten sind im Gang, doch es bestehen auch Bedenken.
Wer immun ist gegen das Coronavirus, soll einen Ausweis erhalten. Das würde den Alltag von genesenen Corona-Patienten erleichtern. In Deutschland gibt es entsprechende Pläne der Regierung und auch in der Schweiz laufen Arbeiten an einem Corona-Immunitätspass, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Am Universitätsspital Genf will Chefarzt Idris Guessous bald mit Probanden den Umgang mit Informationen zur Immunität untersuchen. Dabei geht es um einen Covid-19-Ausweis. Ein Grundproblem sei, dass der medizinische Nachweis der Immunität noch unsicher sei, wie der Mediziner sagt. Ein Pass würde so mehr Probleme schaffen als lösen. Deshalb sprechen sich momentan sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die vom Bund eingesetzte Science Task Force gegen einen solchen Pass aus.
Nicht manipulierbarer QR-Code
Laut dem Bundesamt für Gesundheit könnten im Herbst erste wissenschaftliche Anhaltspunkte vorliegen, die Aussagen zur Immunität von genesenen Personen zulassen. Brigitte Meier vom BAG könnte sich vorstellen, dass ein Immunitätspass eingeführt wird, wenn es einen Impfstoff gegen Covid-19 gibt. Wer geimpft ist, dürfte dann ein Interesse daran haben, dies auf einfache Weise belegen zu können.
Guessous arbeitet für die technische Umsetzung mit zwei Schweizer Firmen, Sicpa und Guardtime, zusammen. Genesene sollen einen QR-Code als Ausweis erhalten. Dieser soll dank Blockchain nicht manipulierbar sein und liesse sich auf Papier oder digital vorweisen.
Die Science Task Force des Bundes wirft in einem Papier von Ende April eine Reihe kritischer Fragen zu einem solchen Pass auf. Für Inhaber eines solchen Ausweises könnten beispielsweise Sonderrechte eingeführt werden, was das Risiko der Diskriminierungen birgt. Zudem sähen manche darin womöglich einen Anreiz, sich schnell anzustecken, um einen Ausweis zu erhalten. Ferner dürfte die Frage umstritten sein, wer Zugriff auf die Daten erhält.
Keine zentrale Datenspeicherung
Philippe Gillet von Sicpa kennt die vielen Vorbehalte. Er betont, dass seine Firma zusammen mit Guardtime nur die Technologie für den Pass zur Verfügung stelle. «Dank unseres QR-Codes und der Blockchain-Technologie können wir die Integrität und den Schutz privater Daten garantieren», sagt er zum Tagi. Zudem gebe es keine zentrale Datenspeicherung.
Ob tatsächlich ein schweizerischer Immunitätspass mit den Firmen Sicpa und Guardtime zustande kommt, ist noch offen. Ähnliche Projekte sind bereits in der Pipeline und zudem existieren bereits bestehende Angebote wie der schweizerische elektronische Impfausweis. Für Meier jedenfalls ist es eine Option, dass ein allfälliger Covid-19-Antikörpernachweis mit dem elektronischen Impfausweis kombiniert werden könnte.
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