Kolumne StadtverbessererEtwas Galgenfrist, bitte!
Der Stadtverbesserer hofft auf einen zweiten Wahlgang, um nach diesem Sonntag nicht in ein Loch zu fallen. In anderen Branchen ist Besserwissern nämlich weniger gefragt.

Inmitten der Vorbereitung auf den kommenden Wahlsonntag befällt den Stadtverbesserer eine seltsame Melancholie: Am Sonntag wählen die Winterthurerinnen und Winterthurer ihre neue Regierung samt Parlament, ein wichtiger Moment, der nur alle vier Jahre kommt. Viel hat der Stadtverbesserer analysiert, kommentiert und spekuliert. Und viele Buchstaben wird er in den nächsten Tagen hinzufügen. Aber bald herrscht Klarheit. Die Konfetti und die Scherben sind aufgewischt – und in zwei Wochen ist das Thema gegessen.
Worüber soll der Stadtverbesserer nach dem Wahlsonntag besserwissern? Sport interessiert ihn nicht, und bei der Pandemie gibt es schon acht Millionen Experten.
Worüber soll der Kolumnist dann besserwissern? Sport interessiert ihn nicht, und bei der Pandemie gibt es schon acht Millionen Experten im Land und einen Bundesrat, der sie für beendet erklären möchte.
Vielleicht wäre ein Berufswechsel nötig. Ein anderer besserwisserisch veranlagter Mensch in seinem Bekanntenkreis sattelte einst in einem ähnlichen Alter um und wurde Fahrlehrer. Aber in einer Zeit, wo Automatik der Normalfall ist, Autos selbstständig die Spur und den Abstand halten können und man in der Stadt sowieso bald nur noch Schritttempo fahren darf, hält sich der Erklär- und Belehraufwand in immer engeren Grenzen.
Der Stadtverbesserer hofft darum heimlich auf einen zweiten Wahlgang – etwas Galgenfrist wäre willkommen, bis ein neues Thema zum Besserwissern gefunden ist. Zum Fahrlehrer taugt der Schreibende nämlich nur bedingt – er schläft als Beifahrer immer ein.
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