Folsäure – für Klein und Gross
Eine gute Versorgung mit Folsäure ist in den ersten Wochen einer Schwangerschaft besonders wichtig. Doch wenn der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, ist es mitunter bereits zu spät.
Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 20 Babys mit einem offenen Rücken geboren. Die Behinderung – mit medizinischem Ausdruck als Spina Bifida bezeichnet – geht mit einer Lähmung der unteren Körperhälfte einher. Betroffene haben meist grosse Schwierigkeiten bei der Urin- und Stuhlentleerung. Da der offene Rücken im Ultraschall zu erkennen ist, werden zusätzlich 30 bis 40 Embryonen jährlich aus diesem Grund abgetrieben. Solches Leid könnte zum Teil mit einem Stoff verhindert werden: Wenn Frauen im gebärfähigen Alter ausreichend mit Folsäure versorgt sind, sinkt das Risiko um 25 bis 30 Prozent. Denn das Vitamin aus der B-Gruppe hat eine wichtige Funktion bei der Zellteilung. Bereits am 18. Tag nach der Zeugung bildet der Embryo am Rücken die Neuralplatte, aus der sich das gesamte Nervensystem entwickelt. In den Tagen darauf wird daraus das Neuralrohr gebildet. Unter Folsäuremangel kann eine Lücke entstehen, bei welcher die Nerven nur von einer dünnen Haut geschützt werden. Folsäuremangel kann auch zu Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten sowie angeborenem Herzfehler führen. Ernährung reicht nicht aus Folsäure ist in diversen Lebensmitteln enthalten, zum Beispiel in Getreide, Weizenkeimen, Gemüse, Obst und Leber. Doch den empfohlenen Tagesbedarf von 400 Mikrogramm erreicht man nur mit einer sehr gesunden Ernährung. Zudem wird Folsäure wie jedes andere Vitamin der B-Gruppe bei Erhitzung, Lichteinfluss und Lagerung stark abgebaut. Um Missbildungen in der Schwangerschaft zu verhindern, empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit Frauen mit Kinderwunsch die doppelte Tagesration. Dies kann nur mit der Einnahme in Form eines Präparats erreicht werden. Da die entscheidende Entwicklung des Embryos bereits sehr früh in der Schwangerschaft stattfindet, reicht es nicht aus, sich bei der ersten Untersuchung ein Präparat verschreiben zu lassen. Viele Schwangerschaften sind zudem ungeplant. Deshalb sollten sämtliche Frauen in gebärfähigem Alter auf eine ausreichende Versorgung achten. Lebensmittel mit Extraportion Dabei können auch Produkte eine Rolle spielen, die mit synthetischer Folsäure angereichert sind. Diverse Hersteller bieten Nahrungsmittel wie Crackers, Brot, Getreideriegel, Milchprodukte oder Fruchtsäfte an, die speziell hohe Dosen aufweisen. Die Produkte müssen dementsprechend gekennzeichnet sein. Eine wichtige Rolle, um immer neue Partner dafür zu gewinnen, spielt die Stiftung Folsäure Offensive Schweiz (siehe Interview). In manchen Ländern wie zum Beispiel den USA, Kanada und Chile wird Folsäure dem Brotmehl beigemischt, um die Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Damit konnte die Zahl der Neuralrohrdefekte überall mehr oder weniger vermindert werden. Auch in der Schweiz wurde die Massnahme diskutiert, doch aus rechtlichen Gründen bisher verworfen. Stattdessen setzt man hierzulande auf Aufklärungskampagnen. www.folsaeure.ch
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