Geologe hält Messungen in Jestetten für relevant
Anders als die Nagra hält der Geologe und Endlagerexperte Marcos Buser die seismischen Messungen in der deutschen Gemeinde Jestetten sehr wohl für notwendig.

Seit Montag sind im nördlichen Weinland die seismischen Messungen im Gang. Damit sollen noch einmal die Gesteinsschichten im Untergrund untersucht werden, wo einst das Endlager für Atommüll gebaut werden könnte.
Störung in Jestetten vermutet
Die deutsche Nachbargemeinde Jestetten blockiert diese Messungen auf ihrem Grund und Boden allerdings so lange, bis sie einen Sitz in der Leitungsgruppe der Regionalkonferenz, dem Beteiligungsgremium im Weinland, erhält. Die Nagra würde zwar gerne auch in Jestetten am Rand des Lagergebietes messen, hält dies zugleich aber für nicht notwendig. Auch am Medienanlass vom Montag sagte der Nagra-Projektleiter Marian Hertrich, dass die Messungen bis an den Rhein ausreichten und darüber hinaus keine Störungen vermutet würden.
Doch die Nagra selber schrieb vor rund 16 Jahren in einem Fachbulletin, dass es in Jestetten eine vermutete Störung gebe. Damit konfrontiert, sagte Nagra-Geschäftsleitungsmitglied Markus Fritschi am Montag gegenüber dem «Landboten», dass Messungen dazu nicht entscheidrelevant seien. Es handelt sich dabei um die vermutete Fortsetzung der sogenannten Wildensbucher Flexur unter dem Rhein hindurch, die laut Fritschi bereits gut untersucht ist. Eine Flexur meint in der Geologie eine Verbiegung der Gesteinsschichten in S-Form – die Vorstufe eines potenziellen Bruchs.
«Kein Bruch, oder doch?»
Bei der Jestetter-Frage völlig anderer Meinung als die Nagra ist der Geologe und Entsorgungsexperte Marcos Buser. So hält er die Untersuchungen ennet des Rheins für «extrem relevant», wie er an der gestrigen Medienkonferenz der Organisation «Klar! Schweiz –Kein Leben mit atomaren Risiken» in Benken sagte.
«Eine Flexur ist noch kein Bruch, oder doch?» Daher müsse auch der Jestetter Untergrund «sauber abgeklärt werden», forderte Buser. Denn wie sonst könne die Nagra überhaupt wissen, dass die vermutete Störung gar keine Bedeutung habe?, fragte er.
«Klar! Schweiz» lud deshalb nach Benken ein, um fünf Thesen zum möglichen Endlager im Zürcher Weinland vorzustellen. Gefordert wird darin unter anderem die Erbringung eines neuen Entsorgungsnachweises für den Atommüll oder die «sofortige Beendigung der offenen und versteckten politischen Lobbyarbeit der Nagra». Am Medienanlass sprach auch Alt-Regierungsrat Martin Graf (Grüne). Er kritisierte die «massiv unterschätzten» Kosten für ein Endlager. (landbote.ch)
Erstellt: 10.02.2016, 17:55 Uhr
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