Geduld mit Hooligans ist fast ausgereizt
Mit gut zureden kommt man bei gewaltbereiten Fans nicht weiter, zeigt sich die Mehrheit des Kantonsrats überzeugt. Sie hat für ein verschärftes Hooligan-Konkordat gestimmt, das zum Beispiel härtere Stadionzugangskontrollen nach sich zieht.
Hätten die Fans in der Südkurve des Zürcher Letzigrunds gewusst, wer ihr Treiben aus nächster Nähe beobachtete, sie hätten am vergangenen Samstag womöglich anders gehandelt. Besser für sie wäre es jedenfalls gewesen. So aber zündeten sie unbekümmert ihre Pyros und nebelten während des Fussballderbys zwischen dem FCZ und GC wie gewohnt das Stadion ein – alles unter den Augen des Zürcher Sicherheitsdirektors Mario Fehr (SP), dem sie damit ungewollt in die Hände spielten. Fehr sah sich darin bestärkt, dass man bei Unverbesserlichen mit gut zureden nicht weiterkommt, sondern dass es eine Verschärfung des sogenannten «Hooligan-Konkordats» braucht, um für mehr Sicherheit in den Stadien zu sorgen. Mit dieser Haltung setzte er sich gestern im Kantonsrat nach einer hitzigen Debatte durch. Nur gerade 23 Parlamentarier stimmten gegen die Verschärfung: nebst den Alternativen und den Grünen einzelne Sozialdemokraten. Bewilligung für Risikospiele Damit könnte das überarbeitete Konkordat, ein Vertrag zwischen den Kantonen, in Zürich schon nächstes Jahr seine Wirkung entfalten. In St. Gallen und Appenzell Innerrhoden ist es bereits in Kraft, Uri dürfte bald folgen. Als wesentliche Neuerung bringt es neu für alle Fussball- und Eishockeyspiele der höchsten Liga eine Bewilligungspflicht. Die Behörden können diese an bestimmte Sicherheitsvorschriften knüpfen. Etwa daran, dass die Fans des Gästesektors mit einem Sonderzug anreisen müssen. Oder daran, dass die Polizei die Fans am Stadioneingang am ganzen Körper nach verbotenen Gegenständen absucht und ihre Identität mit der Hooligan-Datenbank abgleicht. Wenn sich ein Veranstalter nicht daran hält, riskiert er, dass das Match nicht stattfindet. Laut Mario Fehr kommen solche Vorschriften nur bei sogenannten Hochrisikospielen in Betracht. In Zürich fallen unter diese Kategorie die Fussballderbys zwischen dem FCZ und GC sowie Spiele mit Basler und allenfalls mit St. Galler Beteiligung. Kein Gehör fanden gestern im Kantonsrat die Warnungen von Markus Bischoff (AL, Zürich). Das verschärfte Konkordat verletzt seiner Ansicht nach rechtsstaatliche Prinzipien und ist kon- traproduktiv. Ins Visier der Polizei gerieten nicht nur echte Störenfriede, sondern pauschal sämtliche Fans – und man dürfe sich nicht wundern, wenn die vernünftigen darunter sich in der Folge mit den gewaltbereiten solidarisieren würden. Ins gleiche Horn stiess auch die junge Winterthurer SP-Kantonsrätin Mattea Meyer. Sie sieht im Konkordat den Auswuchs einer populistischen Politik, die sich an hochgekochten Geschichten in den Medien orientiert. Die Mehrheit hielt es aber mit Sicherheitsdirektor Fehr: Zentral sei jetzt der Schutz all jener, die mit Gewalt nichts am Hut hätten – besonders Familien mit Kindern. Dass dabei auch unbescholtene Fans Kontrollen über sich ergehen lassen müssten, fand Beat Badertscher (FDP, Zürich) vertretbar.Am Flughafen liessen dies schliesslich auch alle klaglos über sich ergehen. «Kommentar erübrigt sich» Die Vorstellung, dass die Fans die Sache selbst regeln könnten, hielten viele für illusorisch. So auch BDP-Kantonsrat Rico Brazerol, der an einem Gespräch mit Vertretern der Südkurve teilgenommen hatte. Diese hätten gesagt, an das Pyroverbot halte sich so oder so niemand – «Da erübrigt sich jeder Kommentar». Die Stadt Zürich, die das Konkordat voraussichtlich umsetzen muss, verfolgt weiterhin eigene Pläne. Sie arbeitet noch immer daran, den Fans legales Feuerwerk im Stadion schmackhaft zu machen – nicht zuletzt wegen der durchlässigen Bauweise des Letzi- grunds, die eine totale Kontrolle sehr schwierig macht. Mario Fehr sagte dazu gestern nur, er finde es sehr gut, dass die Stadt mit den Fans im Dialog sei. Er habe keine Bedenken, dass diese Bemühungen mit jenen des Kantons in Konflikt geraten könnten.
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