Kolumne LandluftGrand Tour der gesperrten Brücken
In der Region müssen viele Strassen und Brücken saniert werden. Das ist nicht nur schlecht.

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern ist es nicht entgangen. Im Grossraum Winterthur ist ein Sanierungswahnsinn ausgebrochen. Fast alle Brücken und Strassen sind kaputt und müssen repariert werden: Die Thurbrücke Ossingen, die Holzbrücke Andelfingen, der Eiserne Steg in Flurlingen, die Tössbrücke zwischen Wila und Turbenthal, die Weinlandstrasse in Henggart und so weiter und so fort, es hört nicht mehr auf. Die Umleitungen führen meist in weitem Bogen durch die Landschaften und verärgern die Menschen. «Eine Zumutung», schrieb jemand an den «Landboten». Ein anderer kommentierte: «Meister, die Arbeit ist fertig, darf ich sie gleich flicken?»
Kann eine solche Häufung ein Zufall sein? Ich glaube nicht. Die Behörden wollen die Corona-Zeit doch sicher nur nutzen, um die Leute noch mehr zu schikanieren. Ich konzentriere mich aber jetzt lieber auf die positiven Dinge. Das ist gut für die Gesundheit, hab ich in einem Ratgeber gelesen.
Auch die Leute in Benken und Truttikon dürften alles entspannt sehen. Sie wollen nirgendwohin. Denn bei ihnen scheint die Sonne sehr, sehr lange, wie eine ZKB-Studie kürzlich herausgefunden hat. Sogar die Gemeinden an der Goldküste stehen früher im Schatten.
Herzlich egal sind die vielen Umleitungen auch Anni Schelker aus Kleinandelfingen. Die 71-Jährige liebt abenteuerliche Ausfahrten mit ihrer Vespa und sucht via Volg-Inserat eine Begleitung für die Grand Tour. Falls sich nun ausgerechnet jemand aus dem Nachbardorf Andelfingen meldet, während unten an der Thur die Holzbrücke saniert wird, dann beginnt schon das erste Kennenlernen mit einer spannenden Grand Tour durchs schöne Weinland.
Rafael Rohner ist stellvertretender Leiter im Ressort Region Winterthur. Er arbeitet seit 2010 im Journalismus und hat einen Bachelor in Kommunikation sowie einen eidg. Fachausweis als Umweltfachmann.
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