Hilfe für die Waisenkinder vom Abfallberg
Vor einem Monat hat sich auf den Müllbergen in Addis Abeba ein tragisches Unglück ereignet. Das Hilfswerk Selam, das seinen Trägerverein in Pfungen hat, half sofort.

Vor wenigen Tagen ist Henoch Yoseph aus Äthiopien zurückgekehrt. Der 31-Jährige ist der Sohn von Zahai Röschli , die in Pfungen aufgewachsen ist und 1986 das Hilfswerk Selam in Addis Abeba gegründet hat. Er war nun sieben Wochen in Äthiopien. Dort, im Kinderdorf, hat er selbst die ersten 15 Jahre seines Lebens verbracht. In die Zeit seines Aufenthaltes fiel das tragische Unglück, als vor rund einem Monat die Abfallberge von Koshe in Addis Abeba zusammengestürzt sind und rund 150 Menschen unter sich begruben. «Sehr viele Kinder haben dadurch ihre ganze Familie verloren und sind zu Waisen geworden», sagt der Informatiker, der heute in Oberwinterthur lebt.
Überfüllte Müllhalde
Als die Verantwortlichen von Selam vom Unglück erfuhren, beschlossen sie, unverzüglich zu helfen. Die Polizei hatte aber alles abgesperrt, Henoch Yoseph konnte nicht bis zum Unglücksort in Koshe vordringen. «Die Müllhalde war früher schon einmal wegen Überfüllung geschlossen», erklärt er. Gegen die neue Deponie hatte sich aber Widerstand gebildet, so dass die alte wieder in Betrieb genommen wurde (siehe auch Box). Die immer höher sich auftürmenden Müllberge aus Dreck, Abfall und Asche fielen schliesslich mit einem Knall in sich zusammen und begruben viele Menschen, die dort nach verwertbarem Müll suchten.
Überfüllte Waisenhäuser
So einfach, wie die Geschäftsleitung von Selam dachte, den vom Unglück betroffenen Waisenkindern helfen zu können, funktionierte es jedoch nicht. Admininistrative Hürden stellten sich Yoseph in den Weg. «Wesentlich einfacher war es da, Kinder von staatlichen Waisenhäusern aufzunehmen», sagt er. «So boten wir Kindern aus überfüllten Waisenhäusern bei uns Platz, damit diese dann die neuen Waisenkinder aufnehmen können.»
Für die 32 Waisenkinder, die das Hilfswerk insgesamt aufnehmen wird, hat man in Selam das Gästehaus geräumt. Früher haben Zahai Röschlis Eltern, David und Marie-Luise Röschli, darin gewohnt. Im Kinderdorf kommt es auch immer zu natürlichen Wechseln. Mit 16 Jahren wechseln die Jugendlichen in geschlechtergetrennte Teenagergruppen und ab 18 leben sie in Wohngemeinschaften ausserhalb des Kinderheimes und werden von Selam betreut, bis sie ihre Berufslehre oder ihr Studium abgeschlossen haben.
Blumen und Popcorn
«Die ersten 12 Waisenkinder nach Selam zu holen war von meinem ganzen zweimonatigen Aufenthalt das eindrücklichste Erlebnis», erzählt Yoseph. Bei der Auswahl der Kinder sei darauf geachtet worden, Geschwister und Kinder, die sich schon lange kennen, nicht auseinanderzureissen. Als die «Neuen» angekommen sind, durften sie zuerst die ungewohnten Örtlichkeiten, die schönen Spielplätze und Parkanlagen kennenlernen. Die Selamkinder begrüssten die Neuankömmlinge mit Blumen, Kuscheltieren und Popcorn. «Die Kinder haben sich schnell miteinander angefreundet», sagt Henoch Yoseph. Als nächstes gab es einen medizinischen Checkup für die neuen Gäste.
Das Kinderdorf Selam beherbergt 159 Kinder. Mit der Neuaufnahme von Waisenkindern sind es nun 191 Kinder. Dazu kommen 214 extern lebende junge Erwachsene. Somit betreut Selam insgesamt über 400 Kinder und junge Erwachsene. www.selam.ch
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