Kolumne «Lomo»Hoch hinaus in Lausanne
Der «Landbote»-Kolumnist sehnt sich nach einem Schwimmbad mit Sprungturm. Auf jeden Fall, bis sich sein Wunsch erfüllt.

Meine Kolumne von letzter Woche hatte ich damit aufgehört, dass neben den Verlockungen der französischen Sprache mich vor allem auch der 10-Meter-Sprungturm des wunderschönen Freibads Bellerive-Plage nach Lausanne lockt. Bis heute kann ich es ja nicht verwinden, dass damals die Winterthurer Stimmbevölkerung beim Umbau der Geiselweid-Badi bei der Auswahl zwischen einem Aussensprungturm und einem Naturbecken sich doch tatsächlich für Letzteres entschieden hat.
Seitdem blicke ich, wenn ich im Geisi bin, immer mal wieder gwundrig nach dort hinten, um zu schauen, ob jemand ins trübe Nass steigt. Wenn das nicht passiert, fühl ich mich bestätigt, dass doch dieses Becken ganz unnütz sei, wenn doch jemand drin planscht, dann grummle ich leise in meinem Bart «soso, wegen dir haben wir jetzt keinen Sprungturm mehr». Das ist natürlich total bescheuert von mir, aber Sie wissen ja, dass ich sonst nichts habe, worüber ich mich beschweren könnte, also beschwere ich mich halt hier. Wenn auch nur innerlich.
«Unten angekommen, fühle ich mich wie ein Olympiasieger.»
Indes, die Lust, es hoch hinaus und dann tief hinunter zu schaffen, habe ich ja jetzt ohnehin in Lausanne befriedigen können, und zwar mehr als genug. Am Lausanner Sprungturm hab ich mal wieder die Macht der Rituale lernen können. Den besteigt man nämlich nicht einfach so, sondern muss erst unten lange warten und wird dann einer nach dem anderen durch ein Türchen auf die Wendeltreppe gelassen. Oben wartet ein zweiter Bademeister, der kontrolliert, dass das Becken auch wirklich frei ist, ehe man springt. Das ist einerseits ein toller Service, erhöht aber andererseits massiv die Wahrscheinlichkeit, nervös zu werden.
Als ich jedenfalls den mitleidigen Blick des braun gebrannten, durchtrainierten Bademeisters auf meine fahle Erscheinung spürte, begannen meine Knie noch weicher zu werden, als es mein untrainierter Körper eh schon war. Nur die Tatsache, dass hinter mir bereits ein Primarschüler die Stufen erklommen hatte und nun ungeduldig wartete, gab mir den nötigen Schub über die Kante. Unten angekommen, fühlte ich mich wie ein Olympiasieger. Aber nur so lange, bis der Knirps hinter mir auch sprang und einen doppelten Salto hinlegte. Ich merkte mal wieder: Im Geisi beleidigt tun, dass kein Turm da ist für tolle Sprungfiguren, ist viel einfacher, als diese Figuren tatsächlich springen zu müssen.
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