«Im Budget ist keine Luft mehr drin»
Die Schule Flaachtal ist Anfang Jahr gestartet. Schulpräsident Daniel Heuer spricht über knappe Finanzen, das geringe Interesse der Stimmbevölkerung und die Vorteile einer Fusion.

Herr Heuer, die Schule Flaachtal ist ein halbes Jahr alt. Gab es anfangs Schwierigkeiten?
Daniel Heuer: Der Start war sehr gut. Für Schüler und Eltern lief alles unverändert weiter.
Was waren die grössten Herausforderungen?
Die Beteiligten waren von Anfang an mit viel Eifer dabei. Es ist klar, dass es dabei auch Meinungsverschiedenheiten gab. Die Schule Flaachtal besteht aus vier Schuleinheiten mit eigenen Kulturen. Unser Ziel ist es, einen Mix zu finden zwischen Eigenständigkeit der Schulhäuser und einheitlicher Ausrichtung. Heterogenität sehen wir dabei als Qualitätsmerkmal.
Sind die Unterschiede tatsächlich so gross?
Ein Beispiel sind die Klassenlager. Die einen machen es, die anderen nicht. Das entscheiden die Schulhäuser selber. Pädagogisch sollen sich die Einheiten angleichen. Das altersdurchmischte Lernen ist mancherorts seit längerem etabliert. Buch am Irchel startet in der Unterstufe nun auch damit, was das Schulhaus allerdings selbst entschieden hat.
Was hat sich in der Verwaltung geändert?
Wir haben eine clevere Organisationsform mit Kommissionen gewählt. Diese funktionieren autonom, wodurch wir effizient sind. In der Schulpflege wird nicht mehr jedes Detail diskutiert. Alle 14 Tage gibt es eine Schulleitungskonferenz.
Das klingt nach vielen Sitzungen. Wie hoch ist Ihr Pensum?
Zwischen 20 und 30 Prozent. Das hat aber auch mit dem Start zu tun. Der Arbeitsaufwand variiert in den Ressorts. Viel zu tun gibt es derzeit bei den Liegenschaften.
Warum das?
Wir nehmen den Bestand auf und klären ab, wo es Sanierungsbedarf gibt. Daraus entsteht ein Fahrplan.
Wird eines der Schulhäuser aufgegeben?
Das ist in absehbarer Zeit kein Thema.
Einwohner in Gräslikon kritisieren, dass ihr Schulhaus wenig genutzt wird. Was hat die Schule mit dem Gebäude vor?
Inzwischen wird es von einer Spielgruppe genutzt. Das Gebäude ist dafür ideal. Eine Variante, die wir diskutieren, ist, dort ein zentrales Betreuungsangebot einzurichten. Momentan sind die Angebote für Tagesstrukturen in den einzelnen Schulhäusern. Das kostet viel.
Logistisch könnte eine Zentralisierung schwierig werden.
Da finden wir einen Weg, zum Beispiel mit Schulbussen. Ein Nachteil ist aber, dass Gräslikon nicht gerade zentral gelegen ist.Eine Befürchtung vor der Fusion war, dass die Schüler in Bussen im Flaachtal herumchauffiert werden.
Das System mit den Bussen hat sich bewährt. Es stimmt, dass Schüler auf andere Gemeinden verteilt werden, um geeignete Klassengrössen zu erhalten. Aus Flaach geht ein Teil nach Berg am Irchel in die Schule. Das ist zu Fuss möglich und für die betroffenen Kinder teilweise näher. Einzelne Kindergärtler von Flaach fahren mit einem Schulbus nach Dorf. In Volken wird das seit Jahren so gemacht.
Sind weitere Änderungen geplant?
Überarbeitet wird das Konzept für die Schulsozialarbeit. Die einzelnen Schulgemeinden hatten dieser unterschiedlich viel Gewicht eingeräumt. Nun stellt sich die Frage, wie wir die Ressourcen verteilen. Insgesamt sind die Pensen knapp, weshalb wohl eine Aufstockung ein Thema wird.
Die Finanzen sind ebenfalls knapp. Die Schulgemeinde musste sparen, weil sie dieses Jahr aus dem Finanzausgleich weniger erhält als gedacht.
Der Finanzausgleich sieht für nächstes Jahr etwas besser aus. Zudem sind wir auf Kurs. Aber ja, es sind keine zusätzlichen Aufwände möglich, ohne an einem anderen Ort zu sparen. Den Steuerfuss wollen wir wie versprochen bei 68 Prozent halten. Das sollte uns Stand heute auch gelingen.
Weil Volken beim Kanton Sonderlastenausgleich beantragt, muss auch die Schulgemeinde das Budget einreichen. Was halten Sie davon?
Das ärgert mich, denn es ist aufwendig, und unter Umständen gibt uns der Kanton Empfehlungen ab. Das ist ein Eingriff in die Gemeindeautonomie. Bis jetzt ist die Zusammenarbeit aber gut. Weitere Einsparungen sind zudem nicht möglich, ohne Leistungen abzubauen. Im Budget hat es keine Luft mehr drin.
Konnten die Schulgemeinden dank der Fusion sparen?
Die Zentralisierung der Verwaltung hat etwas eingebracht. Zudem ist zum gleichen Preis eine höhere Präsenz im Sekretariat möglich. Auch konnten bessere Versicherungen abgeschlossen werden. Ein weiteres Thema ist ein gemeinsamer Einkauf. Das sind aber keine grossen Beträge und sparen war nicht das Ziel.
Ein Argument vor der Fusion war, dass man in einer grösseren Einheit leichter Behördenmitglieder findet. Hat sich das bewahrheitet?
Das Interesse war mässig. Es brauchte einen zweiten Wahlgang. Das hat mich enttäuscht. Denn mit der Fusion hat sich die Anzahl Schulpfleger immerhin von 32 auf 11 reduziert. Wenn sich die Schulgemeinde eingespielt hat, ist vielleicht eine Reduktion auf 9 oder 7 möglich.
Auch bei Schulversammlungen ist das Interesse gering.
95 Prozent der Anwesenden waren Behördenmitglieder. Dies, obschon über ein 10-Millionen-Budget abgestimmt wurde. Entweder ist das Vertrauen oder das Desinteresse gross. Trotzdem bin ich ein Fan des Milizsystems. Gerade im Moment können wir als Behörde viel bewirken. Die Arbeit ist bereichernd.
Zur Person: Daniel Heuer (parteilos) ist Wirtschaftsinformatiker und Vater von vier Kindern. Der 51-Jährige war von 2006 bis 2014 Präsident der Primarschulpflege Flaach und in der Projektleitung für den Zusammenschluss der Schulen im Flaachtal. Seit 2015 ist er Präsident der Schule Flaachtal.
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