Neujahrsblatt: Leben in der Hardau-SiedlungIm wilden Westen von Winterthur
Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Wülflingen die Arbeitersiedlung Hardau gebaut. Das Neujahrsblatt der Stadtbibliothek spürt dem harten Leben im einstigen «Ghetto» der Stadt nach.

Am äussersten Rand von Winterthur, zwischen Taggenberg und Beerenberg, entstand ab 1943 die Arbeitersiedlung Hardau. Rundherum tobte der Krieg, und auch die Schweiz lebte in dessen Schatten. Wie der entbehrungsreiche Alltag der 82 Hardauer Familien zu jener Zeit seinen Gang nahm, zeichnet die Stadtbibliothek Winterthur in ihrem diesjährigen Neujahrsblatt nach.
Viele waren abhängig von einem Darlehen des Arbeitgebers. So banden die Firmen die Arbeiter an sich.
Der Mangel an Wohnraum war prekär in der Schweiz der 1940er-Jahre. Bund, Kantone und Städte investierten deshalb massiv in erschwingliche Häuser für Arbeiterfamilien. Die Hardau – heute am Rand von Wülflingen, damals mitten im Nirgendwo gelegen – war eine der ersten subventionierten Siedlungen. Wer in eines der Häuser einziehen wollte, musste mindestens zwei Kinder haben und durfte nicht zu viel verdienen. Viele waren dafür abhängig von einem Darlehen des Arbeitgebers – hauptsächlich Industriebetriebe wie die Sulzer. So banden die Firmen die Arbeiter an sich. Denn bei einer Kündigung hätten sie das Geld sofort zurückzahlen müssen.