Winterlager für GartenschätzeIn den Boden mit der Ernte!
Ein Topf und ein Deckel: So einfach lassen sich Gartenüberschüsse einlagern.

Herbst ist Erntezeit. Und weil eigenes Gemüse anzupflanzen – nicht erst seit Corona – immer beliebter wird, holen Herr und Frau Schweizer in diesen Wochen aus dem Beet, was sie während Wochen gehegt und gepflegt haben. Stolz werden Sellerie und Kabisköpfe ausgegraben, Äpfel und Birnen vom Baum geholt. Doch wem ein guter Lagerkeller fehlt, fragt sich bald einmal: wohin damit?
Die gleiche Frage stellen sich viele, wenn im Internet jeweils dazu aufgerufen wird, Rüebli, Randen oder Kartoffeln zu retten. Wenn also wieder einmal einem Bauern das Gemüse oder die Früchte zu gross oder zu klein gewachsen sind für den Detailhandel, wird es entweder gleich auf dem Feld kompostiert, den Tieren verfüttert oder in grossen Mengen zum günstigen Kilopreis feilgeboten. Auch dann fragen sich die Leute: Ich würde gern viel nehmen – aber wohin damit?
Viele Keller sind zu trocken und zu warm
Paul Stalder, langjähriger Gartenbaulehrer an der landwirtschaftlichen Schule Inforama in Hondrich BE, hat vor einigen Jahren eine Antwort darauf gefunden. Denn auch er stellte fest: Viele Leute haben keine guten Lagermöglichkeiten mehr, weil die Keller in Wohnblöcken oder Einfamilienhäusern zu trocken und zu warm sind. Kaum einer dieser Keller bietet noch ideale Lagertemperaturen zwischen zwei und vier Grad (für Kartoffeln zwischen sechs und neun Grad). Und wer hebt heute noch eine Erdgrube aus wie vor fünfzig Jahren und buddelt im Winter nach seinem eingelagerten Gemüse?
Stalder suchte nach einer besseren Lösung und entwickelte den Lagertopf in der Erde. Ein Topf mit Deckel ist schnell vergraben, jederzeit einfach zugänglich und bietet bestes Lagerklima. «Als Vorbild diente mir die Erdgrube», sagt er. «Was in der Erde lagert, ist vor Licht geschützt, bleibt kühl, aber gefriert nicht.» Die hohe Luftfeuchtigkeit verhindert, dass das Gemüse austrocknet. Der tiefe Sauerstoffgehalt unterstützt die Konservierung.
So einfach gehts:
— An einem schattigen, möglichst gut zugänglichen Ort im Garten ein genügend grosses Loch graben. Muss man davon ausgehen, dass Mäuse unterirdisch einen Weg zum Topf finden, legt man ein Drahtgitter ins Loch. Sonst können die Mäuse später durch das Abflussloch in den Topf gelangen.
— Nun einen Topf von 30 Zentimeter Durchmesser oder mehr ebenerdig versenken und die Erde rundum wieder gut andrücken. Es eignen sich Töpfe aus Plastik oder frosthartem Steingut. Letztere sollten nicht glasiert sein, damit sich zwischen Erdreich und Topf Feuchtigkeit austauschen kann. Normale Tontöpfe eignen sich nicht, da sie nicht winterhart sind und oft schon nach kurzer Zeit auseinandersplittern. Auf den Topfboden eine Hand voll Sand streuen. Wenn man Äpfel oder Birnen lagern möchte, eignet sich Kies besser.
— Als Deckel dient ein circa drei Zentimeter dickes, rund ausgesägtes Holzbrett (Massivholz oder Dreischichtplatte). Dessen Rand sollte vier bis fünf Zentimeter über den Topf ragen. Auf die Innenseite des Deckels wird eine ein Zentimeter dicke, runde Styroporplatte befestigt, die dem Innendurchmesser des Topfes entspricht. Für die Befestigung eignen sich Dachpappnägel, da diese einen grossen Kopf haben, oder auch Schrauben mit Unterlegscheibe.

Jetzt können Gemüse und Früchte ihr Winterquartier beziehen. Pro Topf sollte nur eine Gemüsesorte gelagert werden. Bei den Kabisköpfen circa vier Zentimeter vom Strunk stehen lassen. Bei Rüebli und Randen die Blätter nicht abschneiden, sondern abdrehen, damit keine Keime von der Messerklinge in das Gemüse eindringen können. Kartoffeln können auch im Topf gelagert werden. Allerdings werden sie süss, wenn sie einmal etwas Frost abbekommen.
Im Sommer Platz für Schmuckpflanzen
Wenn sich das Lager im Frühling geleert hat, lässt sich der Platz mit Topfpflanzen schmücken, die man in den versenkten Topf stellt. Auf diese Weise kann jedes Beet, jeder noch so kleine Vorgarten im Winter zu einem Schatzkeller werden und im Sommer dennoch eine Schmuckrabatte bleiben.
Aus seiner langjährigen Erfahrung weiss Paul Stalder jedoch auch: «Idealerweise sind die Töpfe in der Nähe des Hauses an einem gut zugänglichen Ort vergraben.» Denn wenn man es sich zweimal überlegen müsse, ob man nun die Stiefel anziehen und quer durch den Garten ein paar Rüebli aus dem Topf holen solle, dann falle der Entscheid schnell einmal gegen die Rüebli aus.
Und was wäre bedauernswerter, als wenn das gerettete oder in mühevoller Arbeit angebaute Gemüse am Ende doch nicht den Weg in den Kochtopf finden würde?
Fehler gefunden?Jetzt melden.