Das erstaunlichste Städteprojekt Italiens
Die Camorra beherrscht Neapels Quartieri Spagnoli. Jetzt wagt eine Stiftung eine soziale Revolte – mit Kultur und Gratis-Bildung.

Dieses Grün. Da oben, am Ende der Via Portacarrese a Montecalvario, Nummer 69, hängt eine Tafel, die ist so grell grün, so strahlend hell, dass man sie von ganz unten schon sieht. Sie haben sie an die Fassade des alten Klosters montiert. Schmal und rechteckig, vier Meter lang, hochkantig. Die Tafel sticht heraus. Aus der Wäsche, die an Leinen über der steilen Strasse hängt, Hemden, Hosen, Röcke, Leintücher, auch Unterhosen, rote, schwarze, weisse vor allem. Aus diesem Gewusel von Kabeln, Fähnchen und Heiligenschreinen. Aus dem lauten, komplizierten Leben. Es ist neun Uhr früh, aus allen Gassen dröhnt Motorengeheul.