Initiative gegen Luxuswohnungen am Obertor
Ein Komitee will dem Stadtrat per Initiative Leitplanken für die Umnutzung des Obertors setzen: Das Areal soll städtisch bleiben, die Nutzung gemeinnützig sein. Ideen gibt es schon.

Wie weiter, wenn Ende 2022 die Stadtpolizei vom Obertor ins neue Polizeigebäude zieht und auf einen Schlag 6100 Quadratmeter frei werden, an bester Lage in der Altstadt, verteilt auf sechs Gebäude? Ein Komitee aus AL, SP, Grünen, dem Mieterverband und der IG Obertor hat gestern dazu eine Initiative lanciert: «Obertor: Boden behalten – Winterthur gestalten.»
Die Kernanliegen der Initianten sind die folgenden:
- Das Areal bleibt im Besitz der Stadt und wird lediglich im Baurecht abgegeben.
- Mindestens die Hälfte der Geschossflächen werden profitfrei vermietet, das heisst nach dem Prinzip der Kostenmiete.
- Die Nutzung soll gemischt und gemeinnützig sein.
Erneuten Schnellschüssen vorbeugen
Damit will das links-grüne Komitee dem Bau von Luxuswohnungen einen Riegel schieben, mit denen der Stadtrat liebäugelt. Dieser hatte letztes Jahres das Obertor als geeigneten Standort für «hochpreisige Wohnungen» erkoren, zusammen mit Dättnau und der Hochwacht. Auch ein Boutique-Hotel mit edlem Restaurant ist für die Initianten ein Reizwort, der Vorschlag war vor ein paar Jahren im Rahmen einer Testplanung gefallen. «Das Obertor soll ein lebendiger, gemischt genutzter Ort werden, welcher der allen offensteht», sagt Gemeinderätin Katharina Gander (AL).
Mit der Initiative wolle der aktuellen Wohn-, Bau- und Bodenpolitik des Stadtrates einen Riegel entgegenhalten und von weiteren Schnellschüssen bei Landverkäufen abhalten, jedoch ohne dem Projekt allzu sehr vorzugreifen. Die Initiative lasse Spielraum offen. «Gemeinnützig» heisse, dass es «dem Wohle der Allgemeinheit» diene. Einen privaten Investor schliesse dies neben Stiftungen oder Wohnbaugenossenschaften nicht per se aus. Auch darin, dass nur die Hälfte der Fläche zur Kostenmiete genutzt werden müsste, sieht man ein Zugeständnis. «Das Obertor-Projekt soll durchaus auch wirtschaftlich interessant sein können», sagt Mattea Meyer, die SP-Co-Präsidentin.
Vorbild «Lagerplatz»
Wiederholt fiel bei der gestrigen gut besuchten Pressekonferenz das Stichwort «Lagerplatz» als Beispiel für eine gelungene Areal-Entwicklung, «Schritt für Schritt» mit laufend neuen Impulsen. «Das Areal soll sich über die Jahre hinweg auch verändern können.» Ein starres fix-fertiges Millionen-Projekt für die Ewigkeit sehe man beim Obertor eher nicht. Ein paar Ideen und «Luftschlösser» präsentierte Nico Feer von der IG Obertor dann aber doch: Proberäume für Schauspieler und Musiker, ein «Volksbad», Pop-up-Restaurants, Job- und Tauschbörsen, Künstlerpark und Start-up-Arbeitsplätze fielen als Stichworte, ja gar ein Kloster mit ratgebenden «Mönchen verschiedener Religionen». Mehrheitsfähig, zumal bei den Initianten, scheint, dass der adrette Klinkerbau an der Badgasse wieder zum Schwimm-, Plantsch- und Relax-Tempel wird.

Im Herbst 2017 hatte der Stadtrat in einer Interpellations-Antwort auch einen Neubau im Innenhof nicht ausgeschlossen. Dort sprach er sich ebenfalls für eine «gemischte Nutzung» aus. Für die Umnutzung zu Wohnungen wären grössere bauliche Eingriffe nötig, die Schutzwürdigkeit prüfen müsste die kantonale Denkmalpflege allerdings lediglich beim «Haus zum Adler» (Obertor 18) und der Badgasse 6, der alten Bad- und Waschanstalt. Der Stadtrat hat für anfangs 2018 erste Ergebnisse zur Machbarkeit der Obertor-Umnutzung angekündigt. Das Dossier liegt derzeit beim Departement Bau.
Die Initianten starten voller Zuversicht: «Die 1000 Unterschriften werden wir rasch zusammenbekommen, wir spüren schon heute einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung», sagt Gemeinderätin Renate Dürr (Grüne).

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