Jetzt gibts den Greta-Käfer
Das Naturhistorische Museum in London hat einen Käfer nach der Klimaaktivistin benannt – er ist nicht das erste Insekt mit Promi-Namen.

Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich Klimaaktivistin Greta Thunberg derzeit wahrlich nicht beschweren. Millionen Menschen in aller Welt gehen nach ihrem Vorbild im Protest für das Klima regelmässig auf die Strasse.
DJ-Ikone Fatboy Slim mixt ihre emotionale Rede bei den Vereinten Nationen in seinen Erfolgshit «Right Here, Right Now» hinein. Die 16-Jährige erhält viele Preise, hat es sich aber auch geleistet, den Umweltpreis des Nordischen Rats abzulehnen, weil dessen Mitgliedsländer ihrer Meinung nach zu wenig für den Klimaschutz tun.
Kürzlich gab es noch eine Ehre für die junge Schwedin: Ein Insekt ist nach ihr benannt worden – ein winziges, um genau zu sein.
Nelloptodes gretae heisst der kleine Käfer, der seinen Namen explizit zu Ehren von Thunberg erhalten hat, wie das Naturhistorische Museum in London vor wenigen Tagen mitteilte. Grösse: Rund einen Millimeter. Die Spezies gehöre zur Familie der Zwergkäfer (Ptiliidae) und sei so winzig, dass manche Einzeller grösser seien, erklärte das Museum.
Zu der Ehre geäussert hat sich Thunberg bislang nicht. Dass es sich um besonders kleine Lebewesen handelt, dürfte sie aber wohl kaum stören: «No One is Too Small to Make a Difference» (Niemand ist zu klein, um einen Unterschied zu machen) ist schliesslich ein Leitmotto der Aktivistin. Sie selbst ist nicht viel grösser als anderthalb Meter.
Beindruckt von Gretas Wirken
Gefunden wurde die Spezies bereits Mitte der 1960er Jahre in Kenia. Seitdem lagerten die damals vom Insektenkundler William Brock genommenen Erdproben in den Sammlungen des Londoner Museums. Michael Darby, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, nahm sie kürzlich genauer unter die Lupe und entschied sich bei einer der nun identifizierten Ptiliidae-Arten dazu, diese nach Thunberg zu benennen.
Dabei habe er sich nicht von Thunbergs Körpergrösse inspirieren lassen, machte Darby schnell klar: «Ich möchte betonen, dass ich diese Art nicht nach Greta benannt habe, weil sie klein ist – es ist einfach die Gruppe, an der ich arbeite», wurde er vom Museum zitiert.

Vielmehr beeindrucke ihn Thunbergs Wirken: «Ich bin wirklich ein grosser Fan von Greta. Sie ist eine gigantische Verfechterin der Rettung unseres Planeten und sie macht diesen Job fantastisch. Also dachte ich, dies sei eine gute Gelegenheit, das anzuerkennen.»
Der Greta-Käfer befindet sich in guter Gesellschaft: Eine andere Art benannte Darby nach dem bekannten britischen Dokumentarfilmer Sir David Attenborough, dem bereits etliche Insekten und andere Tiere – etwa ein kleiner Frosch in Peru und eine seltene tasmanische Schnecke – gewidmet worden sind.
Nach Prominenten benannt
Immer wieder werden Arten nach Prominenten benannt, häufig wegen gewisser Ähnlichkeiten mit ihren berühmten Vorbildern oder ihres Einsatzes für Umwelt und Klima. Oft aber auch einfach, um das Interesse an den Arten zu wecken.
Mit dem nach Leonardo DiCaprio benannten Wasserkäfer Grouvellinus leonardodicaprioi tummelt sich ein weiterer Käfer mit prominentem Vorbild in der Insektenwelt. Seinem Hollywood-Kollegen Arnold Schwarzenegger wurde die mit kräftigen Vorderarmen gesegnete Fliege Megapropodiphora arnoldi gewidmet.
Nach den Dementoren aus der «Harry Potter»-Reihe ist eine Wespenart benannt. Weitere Insekten erhielten ihre Namen zu Ehren von Barack und Michelle Obama oder Musikern wie John Lennon, Shakira, Mick Jagger oder Radiohead. Selbst einen Hitler-Käfer, den braunen Laufkäfer Anophthalmus hitleri, gibt es.
Kurz vor seinem Amtsantritt 2017 bekam auch US-Präsident Donald Trump in der Mottenart Neopalpa donaldtrumpi einen neuen Namensvetter verpasst, weil den kanadischen Insektenforscher Vazrick Nazari die gelblichen Schuppen auf dem Kopf der Motte an Trumps Frisur erinnert hatten. Sie ist passenderweise nicht nur in Kalifornien, sondern auch im von Trump oft geschmähten Mexiko heimisch.
Erste Greta-Art
Und nun also – zum mutmasslich ersten Mal – auch Greta Thunberg. «Ich vermute, dass dies das erste Mal sein könnte, dass eine Art nach Greta benannt ist. Ich weiss jedenfalls von keinem anderen Käfer, der nach ihr benannt ist», wurde Darby von seinem Museum zitiert.
Der Käfer Nelloptodes gretae bleibt damit vom Namen her vorerst etwas Besonderes. Die Art hat neben der verhältnismässig kleinen Körpergrösse noch etwas Weiteres mit der Namenspatin gemein: Die Antennen sehen in abstrakter Weise ein wenig nach Zöpfen aus.
Eines unterscheidet die beiden aber völlig: Während Thunberg mittlerweile weltbekannt ist, war es der Zwergkäfer bislang nicht im Geringsten. Bis jetzt.
SDA/ij
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