«Jetzt ist der Scherbenhaufen da»
Es liegen Millionen bereit, doch sie können nicht ausgegeben werden. Das Geld, das der Bund in Winterthur ans Cabriodach im Geiselweid zahlen wollte, wird bereits zum zweiten Mal nicht «abgeholt», nun dürfte es vorerst wieder in der Bundeskasse verschwinden.
94 Millionen Franken bewilligte das Parlament in Bern, um in der Schweiz den Bau von Sportanlagen zu fördern. Mehrere Millionen davon sollten auch dem Schwimmsport zugutekommen. Nur, seit das Nationale Sportanlagenkonzept (Nasak) 1998 gestartet wurde, konnte der Bund keinen Franken von dem Geld für die Schwimmer überweisen. Überall, wo Projekte zur Debatte standen, gerieten sie ins Stocken oder wurden ganz abgeblasen. So nun auch in Winterthur: Die Bevölkerung lehnte vorgestern die Überdachung des Freibads Geiselweid mit 52,6 Prozent Nein-Stimmen ab. An das dortige Cabriodach hätte der Bund zwei Millionen zahlen wollen. Das Geld dürfte nun wieder in der eidgenössischen Kasse «verschwinden» und dem Sport verloren gehen. Hans-Jörg Birrer, Nasak-Projektleiter beim Bundesamt für Sport, sagt zwar, er werde mit den Verantwortlichen von Stadt und Schwimmverband zusammensitzen und das weitere Vorgehen besprechen. «Wenn die Überdachung nun aber vom Tisch ist, dann bleibt das Geld in der allgemeinen Bundeskasse.» Nachdem die Millionen zum zweiten mal nicht «abgeholt» wurden, bleiben sie in den Tresoren des Staates. 2009 war vorgesehen, Geld an ein nationales Schwimmsportzentrum in Uster beizusteuern, sechs Millionen sollten es damals sein. Das Projekt kam aber nicht vom Fleck, die dortige Stadtregierung stellte fest, dass insgesamt weit mehr als die vorgesehenen 17 Millionen Franken hätten investiert werden müssen, eine Volksabstimmung wollte sie da nicht riskieren. Beim nationalen Schwimmverband entschied man sich damals auch für einen Strategiewechsel, statt eines grossen nationalen Zentrums sollten dezentrale Projekte vorangetrieben werden. Hier kam Winterthur ins Spiel. Die Stadt sollte mit dem Cabriodach anstelle Usters zum regionalen Leistungszen- trum werden und so einen Teil des ursprünglich dort eingeplanten Geldes erhalten. Trotz des in Aussicht gestellten eidgenössischen Geldsegens kam es nun aber auch hier zu einem Nein. Auf die Frage, ob die Bundesbeiträge zu tief sind, um in den Gemeinden tragfähige Projekte zu finanzieren, antwortet Birrer: «Die Nasak-Gelder sind als Anschubfinanzierung gedacht, sie können jedoch nicht die finanzielle Basis sein.» Unterschriften für Hallenbad? Beim nationalen Schwimmverband zeigt man sich enttäuscht über das Abstimmungsresultat. Präsident Frank Lutz sagt, noch sei nicht klar, wie der Verband darauf reagiere. Vorerst müsse eine «Auslegeordnung» gemacht werden. Auch die Winterthurer Schwimmerinnen und Schwimmer sind am Tag nach der Abstimmung enttäuscht. «Jetzt ist der Scherbenhaufen da», sagt Monica Frei-Mattenberger, Präsidentin des Schwimmclubs. Das Platzproblem im Hallenbad werde sich weiter verschärfen. Sie will sich nun mit den Verantwortlichen anderer Vereine treffen und Lösungen diskutieren. Hierbei soll auch nochmals über aussergewöhnliche Vorschläge nachgedacht werden. Frei erwähnt eine Ballonhalle, wie sie Schaffhausen hat. Eine solche könnte im Sommer weggeräumt werden. Denkbar sei auch eine Untenschriftensammlung, die zeigt, wie gross das Bedürfnis nach einem zweiten Hallenbad ist. Die Idee, ein solches im Sportzen- trum, das Private auf dem Deutweg planen, zu integrieren, ist aber kaum zu verwirklichen. Das Geschäftsmodell dieser Anlage basiere darauf, dass die einträglichen Angebote die weniger rentablen stützten. «Da kann nun nicht einfach ein Hallenbad dazugefügt werden, denn ein solches ist nie kostendeckend zu betreiben», sagt Urs Wunderlin, der das Projekt bei der Stadt betreut.
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