Nachwuchs der britischen RoyalsEin Achtjähriger in Anzug und Krawatte
Prinz George wird heute acht Jahre alt – in dem Alter waren sein Vater und Grossvater längst regelmässig in der Öffentlichkeit präsent.

Die britischen Royals lebten lange von ihrem Mythos des Undurchschaubaren, des Unnahbaren. William und seine Gattin Kate, die Herzogin von Cambridge, geben sich seit einiger Zeit allerdings Mühe, den Mythos etwas von seiner Steifheit zu befreien, der gute Herrscher von heute ist schliesslich auch ein bisschen volksnah. Das bringt einen nun zu George, Nummer drei der Thronfolge, der an diesem Donnerstag acht Jahre alt wird und jüngst mit einer Krawatte auffiel.
Als England im Finale der Fussball-Europameisterschaft im Wembley-Stadion spielte, nahmen Kate und William ihren ältesten Sohn mit ins Stadion, trotz der abendlichen Uhrzeit. Es gibt unzählige Bilder von George, wie er mitfiebert, jubelt und leidet, ganz so, wie es Siebenjährige eben tun. Die drei Cambridges wirkten da wie eine nette, junge Familie, die sich kaum von anderen netten, jungen Familien unterscheiden würde, wenn sie nicht so überaus schick gekleidet zum Fussball gingen.
George trug einen Anzug, dazu die offizielle Krawatte des englischen Fussball-Verbandes FA, dessen Präsident sein Vater ist. Es war einer der ersten grösseren öffentlichen Auftritte des jungen Mannes, der sehr wahrscheinlich eines Tages König sein wird.
Das Leben als Kinderprinz ist ein Leben in biederen kurzen Hosen und manchmal in Anzug und Krawatte.
Vor einem Jahr, vor Georges siebtem Geburtstag, erzählte Kate, sie liebe Kuchenbacken, bleibe vor den Geburtstagen ihrer Kinder bis nach Mitternacht auf und backe, «natürlich viel zu viel», was ihr sicherlich Sympathien bei vielen britischen Müttern einbrachte. George ist ein Mitglied der königlichen Familie, aber er ist auch nur ein Junge, der Geburtstag feiert, das versuchen Kate und William – sooft es in ihrer Rolle möglich ist –, zu transportieren.
Wie die Feier nun am Donnerstag ausfallen wird, ist noch unbekannt, was die englischen Tabloids natürlich nicht daran hindert, zu sinnieren, wie sie sein könnte. Die Glocken von Westminster könnten läuten, seine Patentante Julia Samuel, die den Jungen in einem Podcast einmal als «funny, feisty and cheeky» beschrieb, also lustig, lebendig und frech, werde ihm bestimmt wieder eine Menge lauter und schrill blinkender Geschenke machen, und vielleicht werde es ja wieder eine Fussball-Themenparty, wie schon beim sechsten Geburtstag? George ist ein Thronfolger, und britische Thronfolger stehen nun mal im Rampenlicht, auch wenn das gerade in England oft blendet.

Georges Grossvater Charles war schon im Alter von vier Jahren dabei, als seine Mutter zur Königin gekrönt wurde, er war das erste Kind eines Monarchen, das bei der Krönung war. Auf Fotos sieht man ihn in weiss gekleidet neben der Queen stehen und vom Balkon winken. Mit neun wurde er zum Prince of Wales ernannt, wobei seine offizielle Krönungszeremonie erst elf Jahre später stattfand. Georges Vater William reiste mit seinen Eltern Charles und Diana im Alter von neun Monaten auf eine öffentlichkeitswirksame Tour nach Neuseeland. Als er fünf war, besuchten Charles und Diana mit den Söhnen William und Harry die spanische Königsfamilie, ein Jahr später sass William mit seiner Mutter und seiner Ur-Oma, der Queen Mum, in einer Kutsche während einer Parade am Buckingham-Palast.
George wurde im Vergleich dazu bislang weitgehend von der grösseren Öffentlichkeit ferngehalten, Auftritte wie die Spiele bei der EM, als er mit ins Stadion durfte, waren die Ausnahme. Am Tag nach dem 2:0 gegen Deutschland waren es nicht nur die englischen Fussballer, die auf den Titelseiten der Zeitungen zu sehen waren, sondern immer auch der niedlich klatschende George.
Das Leben als Kinderprinz ist ein Leben in biederen kurzen Hosen und manchmal in Anzug und Krawatte, aber es hat auch Vorteile, abgesehen von guten Plätzen im Fussballstadion. Als George ein Jahr alt wurde, bat sein Vater William die Öffentlichkeit, ihm keine Geschenke zu schicken. Schliesslich war seit Georges Geburt der Geschenkefluss kaum abgerissen. Insgesamt, hiess es, habe der junge Prinz in seinem ersten Jahr mehr als 1000 Geschenke aus aller Welt bekommen, die Kuchen seiner Mutter nicht eingerechnet.
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