Aus dem Bildarchiv der Winterthurer Bibliotheken(Kleine) Welt in 3-D
Dreidimensionale Bilder waren vor über hundert Jahren im Trend. Dank einem Technikum-Professor gibt es auch aus Winterthur Dutzende Aufnahmen.

Nein, Sie sehen nicht doppelt und auch nicht zwei identische Bilder, sondern eine sogenannte Stereoskopie. Diese Aufnahmetechnik mittels einer Kamera, die zwei Objektive im Augenabstand aufweist, erzeugt zwei fast identische Bilder aus einem leicht abweichenden Blickwinkel. Betrachtet man diese mit einem Stereoskop, durch das das linke und das rechte Auge getrennt schauen, konstruiert das Gehirn ein räumliches Bild.
Globales Massenmedium
Aus heutiger Sicht mag das nichts Spezielles sein, doch im 19. Jahrhundert war die Welt begeistert davon. Schon bald nach ihrer Erfindung 1838 entwickelte sich die Stereoskopie zum globalen Massenmedium. Von grossen Verlagen vertriebene Bildkarten mit Stereoaufnahmen aus der ganzen Welt machten das imaginäre Reisen zum beliebten Hobby.
Das Eintauchen in Bildwelten ferner Länder stillte das Fernweh und sorgte für Gesprächsstoff in den heimischen Stuben. Aber auch Bilder des alltäglichen Lebens wie diese Szene mit Schneemann im Inneren Lind vermochten, zumindest im kleinen Kreis, zu begeistern.
Aufgenommen wurde das Bild von Gottlieb Stiner (1865–1928), Professor am Technikum, der offensichtlich seine wahre Freude an der Stereoskopie hatte. Über hundert Stereobilder von ihm gibt es im Bildarchiv der Winterthurer Bibliotheken, von seiner Familie, den Nachbarn, der unmittelbaren Umgebung. Keine Bilder, die um die Welt gingen, aber solche, die uns heute in die (Winterthurer) Welt um 1900 eintauchen lassen. Durch ein Stereoskop betrachtet sogar in 3-D.
Diese Serie erscheint in Zusammenarbeit mit der Sammlung Winterthur der Winterthurer Bibliotheken.
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