Real Madrid holt 14. TitelDas Phänomen Real triumphiert in der Champions League
Der FC Liverpool ist besser in diesem Final, am Ende verliert er aber 0:1 – ihm fehlt die Effizienz der Madrilenen. Diese gewinnen dank des Treffers von Vinicius.

Als könnte dieser Verein nicht genug kriegen, diese Mannschaft, diese Spieler, dieser Trainer. Als wären sie alle einfach gemacht für diesen Wettbewerb und der Wettbewerb für sie.
13 Titel hat Real Madrid bis zu diesem Samstagabend gewonnen, und nach diesem Abend sind es 14 Titel: Real hat einen aufwühlenden Final in der Champions League gegen Liverpool 1:0 gewonnen. Carlo Ancelotti hat seinen vierten Titel als Trainer, so viele wie keiner sonst. Spieler wie Karim Benzema, Toni Kroos oder Luka Modric kommen bereits auf fünf, so viele wie nur noch Cristiano Ronaldo.
Die Engländer dagegen müssen wieder ihre Wunden lecken, wie 2018, als sie schon einmal ein Endspiel gegen Real verloren. Vor ein paar Tagen hatten sie noch die Aussicht auf das Quadrupel, den vierfachen Titelgewinn. Letzten Sonntag wurde es für sie nichts mit der Premier League. Jetzt bleiben ihnen nur die zwei Titel in den nationalen Cups.
Erst das Chaos, dann der Sturmlauf von Liverpool
Wochenlang hat sich die Fussball-Welt auf diesen Match freuen können. Als könnte er nicht früh genug beginnen, herrscht auf den Strassen rund ums Stadion im Pariser Norden Chaos. Selbst der Bus von Liverpool bleibt im Verkehr stecken. Augenzeugen reden von miserabler Arbeit der Organisatoren. TV-Bilder zeigen Polizeikräfte, die Zuschauer trotz ihrer Billette mit Pfefferspray zurückdrängen. Chaoten versuchen derweil, sich ohne Karten Zutritt zum Stade de France zu verschaffen. Die Uefa als Gastgeber steht schlecht da.
Mit 37 Minuten Verspätung beginnt das Spiel dann doch noch. Die Liverpooler lassen nicht daran zweifeln, wie sie zum Erfolg kommen wollen. Sie drängen Real sofort zurück, und wenn der Ball verloren ist, setzen sie gleich nach. Nach gut einer halben Stunde liegen sie bei den Torschüssen mit 8:0 vorne.
Mohamed Salah bietet sich nach der Vorarbeit von Trent Alexander-Arnold die erste Chance, Thibaut Courtois taucht reflexschnell in seine linke Ecke. Alexander-Arnold kommt aus 16 Metern zum Abschluss, die Position ist gut, der Schuss nicht.
Sadio Mané hat kurz danach, die 21. Minute läuft, seinen ersten grossen Auftritt. Der Senegalese, seit kurzem hartnäckig mit Bayern München in Verbindung gebracht, schüttelt einen ersten Gegner ab, einen zweiten auch, mit kurzen, schnellen Bewegungen. Dann schiesst er, und wieder ist Courtois zur Stelle. Mit den Fingerspitzen lenkt er den Ball an den Pfosten.
Real braucht eine halbe Stunde, um sich langsam aus der Umklammerung zu lösen. Die Mannschaft der vielen alten Männer, angeführt von Modric, Kroos und Benzema, inzwischen 36, 32 und 34 Jahre, bewahrt aber die Ruhe. Das ist spürbar, bei allem Pressing von Liverpool.
Auf einmal werden die Madrilenen gefährlich. Alisson und Konaté verstolpern fast slapstickmässig den Ball, der vom Knie Fabinhos zu Benzema zurückkommt. Der behält die Übersicht und schiebt den Ball ins Tor. Der Assistent an der Linie zeigt aber ein Offside an, der VAR greift ein und bestätigt dieses Urteil. In den TV-Studios vom ZDF sagt der Experte Manuel Gräfe: richtig, bei Blue urteilt Urs Meier: falsch. Gräfe und Meier sind frühere Spitzenschiedsrichter.
Bei 0:0 beginnt die zweite Hälfte, Alexander-Arnold schlägt eine weitere gute Flanke. Luis Diaz verpasst sie am Fünfmeterraum knapp. Eine Stunde ist knapp vorbei, und noch immer hat Real nicht einmal zählbar aufs Tor geschossen, sondern nur einen Eckball herausgeholt.
Aber wer dieses Real kennt, kennt seine Geschichte in diesem Frühjahr. Dreimal war es so gut wie ausgeschieden: im Achtelfinal gegen Paris St-Germain, im Viertelfinal gegen Chelsea, erst recht im Halbfinal gegen Manchester City. Es war jedes Mal lange Zeit nicht im Spiel, aber was am Ende den Ausschlag gab, das war seine grossartige Mentalität, nie aufzugeben. Keiner war in dieser Beziehung effizienter als Benzema, in der Form seines Lebens.
Thibaut Courtois, die Wand im Tor von Real
Die 59. Minute läuft, Valverde zieht den Ball von der rechten Seite quer durch den ganzen Strafraum zu Vinicius Junior. Für einmal steht der junge Brasilianer frei, für einmal nicht eng genug bewacht von Alexander-Arnold. Und die Chance nutzt er, als hätte er schon jetzt die Abgeklärtheit Benzemas.
Real hat alle Vorteile, es kann sich zurückziehen und auf Konter setzen. Ancelotti kaut zur Stressbewältigung pausenlos seinen Kaugummi. Liverpool reagiert umgehend und stürmt drauflos, voller Emotionen, die diese Mannschaft so spektakulär machen können. Salah schlenzt den Ball aus 16 Metern in die entfernte Ecke, es ist die perfekte Höhe für den 2-Meter-Hünen Courtois. Wenig später bleibt Salah wieder an ihm hängen.
In der 81. Minute hat Salah die nächste Chance, seine Aktion ist brillant. Die Parade von Courtois ist es ebenso. Der Belgier bringt ganz Liverpool zum Verzweifeln. Er ganz allein hält den Sieg für Real fest.
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