Kolumne StadtverbessererLebensfreude falsch verstanden
Dass am Wegesrand rote Bullen auf grasende Kühe treffen, muss nicht sein, findet der Stadtverbesserer. Ein Missverständnis?

Der Stadtverbesserer geniesst die Region gerne auf dem Velo: Sanfte Hügel, weite Felder – und immer wieder: leere Dosen am Strassenrand, entlang saftiger Wiesen. Der Abfall stört das Bild. Aber vor allem schmerzt die Vorstellung, dass Dosensplitter im gemähten Gras einer Kuh die Magenwand zerschneiden, sodass die Tiere notgeschlachtet werden müssen. Auffällig: Meistens sind es die blau-silbernen Dosen mit dem roten Bullen darauf, die da am Wegesrand liegen. Zwischen Weisslingen und Agasul waren es sieben von elf Dosen, wie der Stadtverbesserer zählte.
Was sagt das über das Produkt und seine Konsumenten aus? Hinter dem Energydrink steht bekanntlich ein Marketinggigant. Hauptzielgruppe: Männer zwischen 20 und 40. Mainstream, aber dem gewissen Kick nicht abgeneigt. Cool und crazy. Höher, schneller, weiter. No limits. Wie beim stratosphärischen Fallschirmsprung aus 40’000 Meter Höhe, der 2012 viralging. «You have one life. Live it.» Ja, da darf man schon mal euphorisiert eine Dose aus dem Autofenster schleudern. Oder ist es die Annahme, dass diese danach glücklich davonflattert, weil ihr Inhalt «Flüügel...» verleiht?
Der Stadtverbesserer findet, dass ein Unternehmen mit Jahresumsatz von 6 Milliarden Euro solche Missverständnisse mit einer Kampagne aus dem Weg räumen dürfte. Der «Schweizer Bauer» versuchte es vor Jahren mit einem Aprilscherz. «Kampf dem Littering – Red Bull vergütet Dosen mit drei Franken.» Was aber stimmt: 2020 wurde beim landesweiten Clean-up Day keine andere Dose häufiger eingesammelt, zum zweiten Mal in Folge.
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