«Lieber Show als Langeweile»
Als Fahrer war Alain Prost hinter Michael Schumacher der erfolgreichste, als Teamchef aber ohne Fortune. Der vierfache Weltmeister rückt die positiven Aspekte der aktuellen Formel 1 in den Vordergrund.
Zwanzig Jahre nach seinem letzten Einsatz als Fahrer und auch schon zwölf Jahre nach seinem letzten Auftritt als glückloser Teamchef hat sich der vierfache Monaco-Sieger Alain Prost im Fürstentum als Markenbotschafter von Renault in der Formel 1 zurückgemeldet. «Ich bin Sonderberater in strategischen Fragen und direkt dem Vorstand unterstellt», erklärte der 58-Jährige seine neue Funktion. Zu den Projekten, die er besonders aufmerksam verfolgt, gehört der «umweltfreundlichere» V6-Turbomotor für die kommende Saison, der bisher vor allem wegen der dafür veranschlagten Kosten für Aufregung sorgt und Bernie Ecclestone wie auch die FIA zu Interventionen veranlasst hat. Um die Finanzen kümmern sich andere, auf Prosts Agenda stehen in erster Linie die Technik und die Vermarktung. «Wir sind mit der Entwicklung des neuen Triebwerks planmässig unterwegs», versichert er. «Schon im Juni werden wir jene Spezifikation auf dem Prüfstand haben, die wir 2014 einsetzen wollen. Noch ist aber nicht klar, mit welchen Teams wir zusammenarbeiten werden. Die Verhandlungen laufen und ich bin zuversichtlich, dass auch in dieser Frage bald Klarheit herrschen wird.» Weiter auf Partnersuche Aktuell sind Red Bull Racing, Lotus, Williams und Caterham mit Renault-Power unterwegs. Dass Red Bull seine Autos weiterhin mit französischen Motoren bestücken wird, steht ausser Frage. Gemäss verschiedenen Quellen wird auch das zweite Red-Bull-Team Toro Rosso zu Renault wechseln. Eine offizielle Bestätigung steht aber noch aus. Im Gegensatz dazu wollen oder können sich Lotus, Caterham und Williams, das vor dem Abschluss mit Mercedes stehen soll, die V6 zu den aktuellen Bedingungen nicht leisten. Hausgemacht ist Renaults Problem mit der mangelhaften Wahrnehmung und Präsenz der Marke. Die Weltmeistertitel verdankt Red Bull Racing nicht zuletzt den Renault-Triebwerken, die Werbebotschaften auf den Autos gelten aber der Nissan-Nobelmarke Infiniti, die zum gleichen Konzern gehört. «Dazu möchte ich lieber nichts sagen», meinte Botschafter Prost gestern. Der Ex-Weltmeister beschäftigt sich auch intensiv mit der aktuellen Situation in der Formel 1. Die anhaltenden Diskussionen über die Pirelli-Reifen sind für ihn nicht nachvollziehbar, er sieht mehr positive Aspekte: «Die Show stimmt, die Rennen sind unvorhersehbarer und die WM-Entscheidungen fallen spät. Früher gab es immer Kritik über mangelnde Action und Langeweile. Wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir jetzt spannende Rennverläufe haben. Wir müssen alles tun, um solche auch in Zukunft garantieren zu können.» Eine Lanze für Monaco Die Klagen von Sebastian Vettel und einigen seiner Kollegen, die Vorzüge ihrer Autos nicht mehr voll nutzen zu können, versteht er nicht. «Auch wir mussten oft schonend mit den Reifen umgehen und gleichzeitig noch auf den Motor, die Bremsen, das Getriebe und den Benzinverbrauch achten. Die Technik der heutigen Autos ist derart ausgereift, dass die Fahrer unter normalen Umständen immer Vollgas fahren könnten. Jetzt ist der Reifen das limitierende Element und verlangt geschickte Strategien. Das ist gut so.» Partei nimmt Prost auch für den Stadtkurs von Monte Carlo, der zuletzt vor allem vom längst zurückgetretenen Ralf Schumacher kritisiert worden ist. «Diese Strecke ist genauso gefährlich wie jede andere. Man muss hier wegen der fehlenden Auslaufzonen jedoch ein bisschen vorsichtiger sein im Umgang mit den anderen Fahrzeugen», glaubt er. In Bezug auf die passive Sicherheit ist nach seiner Meinung sehr viel getan worden. «Die Streckenposten hier sind das Mass aller Dinge. Was sie leisten, ist mehr als aussergewöhnlich und allein schon wert, dass die Tradition dieser Veranstaltung aufrechterhalten wird. Monaco ist und bleibt etwas ganz Besonderes – auch für die Fahrer. Die meisten lieben diese ganz spezielle Herausforderung.» Zu diesen gehört auch der Genfer Romain Grosjean, der Frankreich nach langer Zeit endlich wieder einmal einen Grand-Prix-Sieg bescheren soll und sich trotz des Trainingsunfalls am Donnerstag für dieses Wochenende sehr viel vorgenommen hat. «Mein Ziel ist es nicht, vom elften Startplatz aus aufs Podium zu fahren. Ich will weit vorne starten und um den Sieg fahren», meinte der langjährige Renault-Zögling in Diensten von Lotus. «Er sitzt von allen Franzosen im besten Auto und ist in der besten Ausgangslage. Ich werde mich aber hüten, ihm Ratschläge zu erteilen. Man sollte ihn einfach arbeiten lassen und nicht unter Druck setzen. Zu oft haben wir schon einen neuen französischen Champion angekündigt», meint Prost, dessen Sohn Nicolas ebenfalls zum erweiterten Lotus-Kader gehört, seine Brötchen aber als Teamkollege von Neel Jani in der Westschweizer Rebellion-Equipe in der Langstrecken-Weltmeisterschaft verdient.
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