
In den Statuten der 1925 von Gottlieb Duttweiler gegründeten Migros steht der Verzicht auf den Verkauf von Alkohol: In den Richtlinien ist festgehalten, dass die Genossenschaft unter anderem den Zweck hat, eine gesunde Familien- und Sozialpolitik, die Volksgesundheit, insbesondere durch entsprechende Ernährung, zu fördern und zu diesem Zweck auf den Verkauf von alkoholischen Getränken und Tabakwaren in den M-Verkaufsstellen verzichtet.
Damit wurde ein fundamentaler Grundstein der Migros gesetzt. Es war ein mutiger Grundsatz, aus ethischen und gesundheitlichen Gründen auf wirtschaftliche Vorteile zu verzichten. Er wurde zu einem Schweizer Kulturgut – und die Migros damit. Ohne Alkohol verteufeln zu wollen, ist es eine Realität, dass Alkoholkonsum sowohl für unsere Organe wie die Leber und das Gehirn als auch im Strassenverkehr oder im Zusammenhang mit Gewalt ungesund ist. Die Schweiz verzeichnet jährlich 1600 alkoholbedingte Todesfälle. Und Alkohol birgt ein grosses Abhängigkeitspotenzial.
Die Entwicklung zu weniger Alkoholkonsum in den letzten Jahren ist aus volkswirtschaftlicher und Gesundheitsperspektive erfreulich. Jedoch leiden immer noch viele Menschen in der Schweiz am eigenen Alkoholkonsum oder an dem einer nahestehenden Person, zum Beispiel eines Elternteils oder des Partners.
Verfügbarkeit fördert den Konsum. Dies trifft sowohl auf Erwachsene als auch auf Jugendliche zu.
Wir erleben es in unserer täglichen Arbeit mit Menschen mit einer Alkoholkrankheit, wie wichtig es für sie ist, dass sie ihre Lebensmitteleinkäufe an einem sicheren Ort, einem Ort ohne Alkoholverkauf, tätigen können.
Und jetzt steht die Aufhebung des Alkoholverkaufsverbots in den Migros-Genossenschaften zur Debatte. Damit würde ein grundlegender Faktor des Auftrags, den der Gründer und damit die Migros sich selbst gab – nämlich die Förderung der Volksgesundheit –, in wesentlichen Teilen über den Haufen geworfen.
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Gastkommentar zur Alkoholdebatte – M wie Mut zum Verzicht
Die Migros sollte weiterhin darauf verzichten, Alkohol zu verkaufen. Es widerspricht ihren Grundsätzen.