Israels Innenministerin Man nennt sie die Eisprinzessin
Ayelet Shaked soll die Führung ihrer Partei antreten. Gelingt ihr das, wird sie zur Königsmacherin der israelischen Politik.

Kühl blickt sie auf die Welt, mit der Ratio als oberstem Ratgeber. Der Ehemann hat ihr den Kosenamen «Computer» gegeben, die beste Freundin darf sie «Roboter» nennen, und die israelischen Medien nennen sie «Eisprinzessin».
Ayelet Shaked weiss all das zu schätzen – und zu kultivieren. Denn die 46-Jährige will noch hoch hinaus in Israels Politik und ist sich bewusst, dass Gefühlsduselei dabei nicht hilfreich ist.
Der jüngste Kollaps der Regierungskoalition hat die amtierende Innenministerin nun gleich doppelt ins Rampenlicht gerückt: Vom abgetretenen Premierminister Naftali Bennett, der eine Pause von der Politik einlegen will, soll sie die Führung der rechten Jamina-Partei übernehmen. Sie wird dort einen Kampf ums Überleben führen müssen, um all jene Wähler zurückzugewinnen, die sich wegen des Bündnisses mit Linken und Arabern abgewandt haben.
Dass ihr Herz rechts schlägt, will sie schon als Kind erkannt haben.
Doch wenn sie diesen Kampf besteht, dann dürfte sie nach der Neuwahl am 1. November zur Königsmacherin avancieren und das rechts-religiöse Lager um Benjamin Netanyahu wieder zurück an die Macht führen.
Dass ihr Herz politisch weit rechts schlägt, will sie nach eigenem Bekunden bereits im Alter von acht Jahren erkannt haben. Im links-liberalen Tel Aviv, wo sie aufwuchs und bis heute mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt, ist das gewiss nicht selbstverständlich. Doch eine gut gepflegte Rätselhaftigkeit scheint zum Erfolgsrezept von Ayelet Shaked zu gehören, die als säkulare Frau im chauvinistischen national-religiösen Milieu ihre Erfolge feiert.
Netanyahu als Ziehvater
In die Politik kam sie nach einem Informatikstudium und ersten Berufserfahrungen im Hightechsektor. Ziehvater war niemand anderes als Netanyahu, als dessen Büroleiterin sie 2006 anheuerte. Dort traf sie auch auf Naftali Bennett, der dort als Stabschef angestellt war. Das gemeinsame Gastspiel dauerte nur zwei Jahre, vielen Berichten zufolge soll Netanyahus einflussreiche Gattin Sara die Demission der beiden betrieben haben.
Bennett und Shaked rächten sich mit dem Austritt aus dem Likud und der Übernahme einer rechten Siedlerpartei, für die sie 2013 erstmals ins Parlament einzogen. Die Partei erlebte ein paar Häutungen, doch für Shaked ging es im Tandem mit Bennett politisch meist nur bergauf.
Nur widerwillig ist sie im vorigen Jahr gemeinsam mit Bennett in die bunte Koalition aus Rechten, Linken und einer arabischen Partei eingetreten. Auch sie ist dafür von früheren Fans als Verräterin beschimpft worden. Aber sie war clever genug, sich stets eine Hintertür offen zu halten und sich in der Regierung als Innenministerin weiter mit rechten Parolen zu profilieren. Das dürfte ihr nach der Wahl den Schwenk zurück in eine vom Likud geführte Koalition erlauben. Auch dort hat sie noch viele Freunde, und manche sehen sie sogar schon irgendwann einmal als Erbin Netanyahus.
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