Schweizer Autozulieferer sorgen sich um ihre Absätze
Die geplante Fusion von Peugeot-Mutter PSA und Fiat Chrysler würde den Preisdruck auf Zulieferer erhöhen.

Die Autoindustrie steckt in einer doppelten Krise: Der Handelskonflikt zwischen China und den USA und die weltweite Konjunkturabkühlung lassen die Absätze einbrechen. Gleichzeitig muss die Branche sich quasi neu erfinden und neue Autos entwickeln, die kein CO2 ausstossen.
Vor diesem Hintergrund wollen nun die beiden Autoriesen PSA und Fiat Chrysler (FCA) fusionieren. Zu PSA gehören die Marken Peugeot, Citroën, DS und Opel. Das Markenportfolio von Fiat Chrysler umfasst neben den namensgebenden Marken auch Jeep, Dodge, Maserati, Alfa Romeo und Lancia. Gemeinsam kommen die Fusionspartner auf einen Umsatz von 180 Milliarden Euro, einen Autoabsatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen und 410'000 Beschäftigte.
Fusion erscheint sinnvoll
Branchenkenner halten den Zusammenschluss für sinnvoll. Fiat Chrysler ist in Sachen Stromautos komplett blank, durch die verschärften Abgasnormen drohen dem Unternehmen Millionenbussen. Hier kann PSA helfen. Die Franzosen wiederum erhalten durch die Allianz mit Fiat Chrysler Zugang zum lukrativen US-Markt und können so ihre Abhängigkeit von Europa verringern.
Für die Schweizer Autozulieferer dürfte die Fusion keine gute Nachricht sein. Mithilfe des Zusammenschlusses will der designierte Chef des neuen Autoriesen, Carlos Taverez, 3,7 Milliarden Euro pro Jahr einsparen. Einen Teil davon dürfte er sich von den Zulieferern holen. «Der Preisdruck dürfte tendenziell steigen, abnehmen wird er mit Sicherheit nicht», sagt Yves Becker, Analyst der Zürcher Kantonalbank.
Feintool übt sich dennoch in Optimismus: «Da wir mit einigen Produkten stärker bei PSA und mit anderen stärker bei FCA vertreten sind, erachten wir den Zusammenschluss als Chance für Feintool», erklärte eine Sprecherin. Das Unternehmen liefert unter anderem Teile für die Fertigung von Motoren, Getrieben und Fahrwerken. Andere Unternehmen wie Georg Fischer halten sich noch zurück. Die Ems-Chemie erklärte: «Ems entwickelt für alle bedeutenden Automobilhersteller Spezialkunststofflösungen und hilft ihnen, Gewicht und Kosten einzusparen. Ob die beiden Anbieter getrennt oder gemeinsam auftreten, ist dabei nicht so relevant. Neue Strukturen bei den Kunden bringen für Ems aber immer auch Chancen, weil dann viel hinterfragt und nach neuen Lösungen gesucht wird.»
Durchschlagende Folgen seien für die Schweizer Zulieferer aber nicht zu erwarten, meinen übereinstimmend Branchenkenner. Auch positive Folgen sind denkbar: Der neue Autoriese dürfte seine Modellpalette standardisieren, sodass verschiedene Autos auf den gleichen Baukästen basieren. Der beliebte SUV Peugeot 3008 und Opels Grandland X zum Beispiel teilen sich bereits die gleiche Plattform. Wer als Zulieferer hier zum Zug kommt, dem winken grössere Stückzahlen.
Auf diesen Punkt verweist zum Beispiel Autoneum. Das Unternehmen fertigt Dämmplatten zur Wärme- und Geräuschdämmung. «Wir gehen davon aus, dass durch den Zusammenschluss zukünftig gemeinsame, globale Modellplattformen entwickelt werden, von denen Autoneum dank seiner weltweiten Präsenz mit 55 Produktionsstätten durchaus profitieren kann», erklärt ein Unternehmenssprecher. Und Preisdruck gebe es für die Zulieferbranche «seit je».
Düstere Perspektiven
Die grösseren Sorgen macht den Autozulieferern daher weniger die Elefantenhochzeit als die Absatzaussichten. Laut dem Center for Automotive Research sinken die Autoverkäufe in diesem Jahr um über 4 Millionen auf 79,5 Millionen. Weniger Autos heisst, dass die Hersteller weniger Teile brauchen. So sank zum Beispiel bei der Ems-Chemie, deren Absatz zu rund 60 Prozent von der Autoindustrie abhängt, in den ersten neun Monaten der Umsatz um 3,5 Prozent. Dennoch bekräftigte der Konzern seine Prognose, einen Betriebsgewinn in der Höhe des Vorjahres zu erwirtschaften.
Auch der Umstieg auf die Elektromobilität wird Spuren hinterlassen. So braucht ein E-Motor weniger Bauteile als ein Verbrenner. Zudem werden Autos zunehmend zu fahrenden Computern. Der Anteil der Software an der Wertschöpfung wird daher grösser, der Anteil der Hardware nimmt ab.
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