Mehrheit für eine autofreie Stadthausstrasse
Die meisten Parlamentarier sind dafür, dass man die Stadthausstrasse für Autos sperrt – auch einige bürgerliche Politiker zählen zu den Ja-Sagern. Doch es gibt noch Hindernisse.

Es ist die unvollendete Revolution in Winterthur: In einer Volksabstimmung sprach sich die Bevölkerung 1973 für ein autofreies Stadtzentrum aus. Dieses sollte nicht nur Alt- und Neustadt, sondern auch den Parkgürtel im Norden umfassen, also Stadthaus- und Museumstrasse. Umgesetzt wurde dies bekanntlich nur teilweise. Mit einem parlamentarischen Vorstoss nahmen links-grüne Politiker letztes Jahr einen neuen Anlauf, zumindest was die Stadthausstrasse angeht.
«Der Stadtrat wird beauftragt, eine Vorlage zur Aufhebung der Nutzung der Stadthausstrasse für den motorisierten Individualverkehr vorzulegen», heisst es in der im Dezember eingereichten Motion, dem stärksten parlamentarischen Mittel. Der bürgerliche Stadtrat stellte sich bislang quer: Es gebe wichtigere Projekte, hiess es zuletzt.
«Die Anwohner wünschen sich eine Sperrung, vor allem wegen dem Lärm der Autos.»
Die Abstimmung im Parlament könnten die Befürworter gewinnen. Fast alle links-grünen Politiker (Fraktionen SP, EVP, Grüne und Grünliberale) haben die Motion unterzeichnet und auch im Fragebogen der Onlinewahlhilfe Smartvote angegeben: Ich bin für eine Sperrung der Strasse.
Zwei der Politiker sind Wackelkandidaten: Marc Wäckerlin (Piratenpartei) hat die Motion unterzeichnet, bei Smartvote aber «Eher nein» angeklickt; Yvonne Gruber (BDP) hat im Internet «Ja» gewählt, den Vorstoss jedoch nicht unterschrieben. Auch ohne diese Personen halten die links-grünen Parteien im aktuellen Parlament eine 33:27-Mehrheit.
Wie eine Analyse der Smartvote-Daten zudem zeigt, unterstützen vereinzelt auch bürgerliche Politiker das Anliegen. SVP-Gemeinderat Marcel Trieb klickte «Ja» an, FDP-Vertreter Markus Wenger «Eher ja». Er habe Verwandte, die an der Stadthausstrasse wohnen, sagt Trieb: «Die Anwohner wünschen sich eine Sperrung, vor allem wegen dem Lärm der Autos.»
«Wenn der Stadtrat nicht will, wird es schwierig»
Zudem würde eine Sperrung die Stadt beleben, «den Stadtgarten näher an die Altstadt bringen». Wenger sagt: «Ich hänge nicht an dieser Stadthausstrasse.» Die Strasse werde sowieso immer wieder für Anlässe gesperrt und der Autoverkehr darauf sei gering – «es ist kein Problem, wenn dort zu ist».
Die Motion muss erst überwiesen werden, wohl im Verlauf dieses Jahres, und danach für erheblich erklärt. Laut dem Text sollen nicht ganz alle Autos weichen: Zubringerdienste, Taxis und auch Busse blieben erlaubt, Velos sowieso – ähnlich wie es heute in der Altstadt der Fall ist. Es sei eine «angemessene Geschwindigkeitsbeschränkung vorzusehen», in der Alstadt aktuell Schritttempo.
Trotz der Mehrheitsverhältnisse bleibt ein Vorkämpfer der autofreien Altstadt, Paul Lehmann vom Bewohnerverein, skeptisch: «Wenn der Stadtrat nicht will, ist es schwierig», denn die Ausarbeitung der Vorlage liege bei ihm. «Es ist fast unmöglich, die Regierung zu etwas zu zwingen. Viel leichter kann man etwas bodigen, indem man einfach das Geld streicht.»
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